■ Vorlauf: Trying is good
Im Sommerloch scheuen die Sender Beschaffungskosten – auch das ZDF. So sind alle Filme, die der Sender ab heute in seiner Reihe „Sex, Lügen und das Kleine Fernsehspiel“ zeigt, schon mal gelaufen. Einmal tief in der „Alte-Schinken-Kiste“ gegrabbelt, und schon war das Projekt sendereif? Ganz so stimmt es nicht. „Vier Filme, die weder stilistisch noch dramaturgisch vergleichbar sind“, wirbt der Pressetext.
Da zuckt's doch schon im Fernbedienungsfinger. Wenn wir auch noch lesen dürfen, daß die ausführenden „FilmemacherInnen“ „alles AmerikanerInnen“ sind, dann reiben sich die ZuschauerInnen ihre Hände und zahlen lächelnd die Rundfunkgebühr – auch wenn in der Reihe nicht gerade auf den Charme der „Quotenfreundlichkeit“ gesetzt wird.
Quotenrenner werden die vier Filme wohl tatsächlich nicht, dafür sind sie zu anspruchsvoll. Den Auftakt bildet „Zwei Körper“ (1993, Regie: Beth B), ein Psychothriller nach einem Theaterstück von Neal Bell. Polizist kommt in das Haus von Frau, deren beide Kinder verschwunden sind. Er verhört sie, kommt jeden Tag wieder. Er jagt sie. Er verfällt ihr, sie verhört ihn. Und alles in derselben Kulisse! Einzig und allein die deutschen Synchronstimmen trüben den Genuß.
Damit konnte im zweiten Film der Reihe gar nichts schiefgehen, denn die Gangsterstory „The Big Blue“ (1988, Regie: Andrew Horn) ist mit Untertiteln versehen. So tragen auch die markigen Stimmen der Schauspieler dazu bei: Dieser Krimi ist so cool, daß die Mattscheibe vereist. Ganz im Stil der Schwarze-Serie-Filme der 40er Jahre wird jeder Satz ein Statement: – I like when it looks normal. – I'll try if you'll try. – Trying is good. Pushing is bad. Solche Worte überzeugen.
Müssen wir da noch auf folgenden Titel „Last der Gefühle“ (4.August) und „Variety“ (16. August) hinweisen? Müssen wir nicht. Die fähigen Damen und Herren von der „Fernsehspiel“-Redaktion werden's schon recht geordnet haben.Stefan Kuzmany
Die ZDF-Reihe „Sex, Lügen und das Kleine Fernsehspiel“ beginnt heute mit „Zwei Körper“ (23.55 Uhr)
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