piwik no script img

■ Geld für die Heilsarmee?„Wir helfen immer, und uns gibt keiner was“

Simone Kurkut, 53 Jahre, Dolmetscherin

Ich bin Jüdin, und ich habe mal mit welchen von der Heilsarmee geredet. Als ich gesagt habe: Ich bin zwar gläubig, aber von 'ner ganz andern Richtung, da war das Gespräch schnell beendet. Da ist bei mir eine Grenze. Ich habe mit diesem Christentum und mit diesem Missionieren nicht viel am Hut. Wir haben im Judentum keine Gruppierung, die auf die Straße geht und sagt: Komm zu uns.

Rolf Tuchel, 58 Jahre, Rentner

Das sind die einzigen, denen ich noch Geld gebe, weil ich genau weiß, daß die das auch richtig anwenden. Die anderen können sie doch alle vergessen; die haben viel zuviel Büroaufwand. Ich bin zwar Atheist, aber wenn ich zehn Mark der Heilsarmee gebe, dann kommen die zehn Mark auch an. Beim Roten Kreuz oder anderen kommen ja schon sieben Mark Verwaltungsgebühren zusammen.

Grötchen Preßler, 82 Jahre, Rentner

Als die gesungen haben, haben wir immer was gespendet. Aber heute singt leider kaum noch jemand. Die haben immer die alten Lieder gesungen. Meine Frau und ich haben aber auch fürs Rote Kreuz gespendet. Wir haben auch für andere mal was übrig. Überall helfen wir, aber uns hilft keiner. Wir kriegen von nirgends mal 'ne Spende. Und wenn jetzt die Renten auch noch besteuert werden...

Rosemarie Radke, 57 Jahre, Fachverkäuferin

Ich kenn' die Heilsarmee noch. Ich habe alte Leutchen in einem Altenheim betreut, die waren über eine Dame von der Heilsarmee dahin gekommen. Diese Frau war sehr einbezogen in ihre Organisation, mit ihren Treffen mit Musik. Sie selbst war was Höheres, Leutnant oder so. Sie hat das aus Menschlichkeit gemacht. Die opfern sich ja auf, das müßte auch mehr unterstützt werden.

Ferdinand Kröger, 57 Jahre, arbeitsloser Schlosser

Ich kenn' die sehr gut von Hamburg, wo ich auf Montage war. Meistens standen die auf der Reeperbahn. Ich hab denen auch was reingeworfen; unsympathisch waren die mir nie. Zu denen kann ja auch jeder hingehen, auch wenn die sehr christlich sind und auch mal etwas singen. Aber es gibt ja heute keinen Verein mehr, der ganz neutral ist. Keinen Verein, der was umsonst macht.

Sigrid Schreyer, 53 Jahre, Krankenschwester

Ich war mal selbständig in der Gastronomie, und da kamen die immer. Negativ eingestellt war niemand gegen die. In der heutigen Zeit kommt es vielleicht wieder ganz gut an, wenn Menschen Werte haben. Die Leute glauben ja heute immer weniger an Gott und an Wunder, sie sind wenig zukunftsorientiert. Die Welt zeigt einfach, daß man mit Glauben heute wenig erreichen kann.

Umfrage: Basil Wegener

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen