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Neuer Nationalpark trotz Protest

Niedersachsen beschließt, 115 Kilometer Elbufer unter Schutz zu stellen. Doch viele Bauern wollen kein Land hergeben, Umweltministerin bietet Wiesen zum Tausch  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Zur Freude der Naturschützer, aber auch zum Ärger so manches Bauern an der Elbe: Das niedersächsische Landeskabinett hat gestern endlich die Verordnungen über den niedersächsischen Nationalpark Elbetal gebilligt – einschließlich der ergänzenden Naturschutzgebiete in den niedersächsischen Elbtalauen. Die Verordnungen sehen längs der 115 Elbkilometer zwischen Schnakenburg und Lauenburg ein Nationalparkgebiet von 11.500 Hektar und 24 Naturschutzgebiete von zusammen 7.680 Hektar vor – zusammen so groß wie ein Viertel der Fläche Hamburgs. Anfang September soll nun das gesetzlich erforderliche Verfahren zur Beteiligung der Öffentlichkeit beginnen. Anfang 1998 sollen die Verordnungen in Kraft treten.

Mit dem Nationalpark, der eingebettet ist in das von fünf Bundesländern getragene Projekt „Flußlandschaft Elbe“, werde eine der wenigen naturnah gebliebenen Stromlandschaften Mitteleuropas erhalten, erklärte Landesumweltministerin Monika Griefahn gestern stolz. Der BUND Niedersachsen begrüßte die Nationalparkverordnung mit den euphorischen Worten: „Unsere Vision, daß die Elbe wieder ein Fluß wird, in dem man baden und die Natur genießen kann, rückt ein Stückchen näher.“ Viele Elbeanwohner im Landkreis Lüchow-Dannenberg und im nördlich des Stromes gelegenen Amt Neuhaus sind aber kritisch. Die Front der Nationalparkgegner reicht bis zu Landwirten, die gegen Atommülltransporte ins Wendland durchaus auf die Straße gehen. Auch die wendländischen Grünen verurteilen die „unzureichende Informationspolitik“ des Umweltministeriums in Sachen Schutzgebiet.

Monika Griefahn stellte gestern dagegen die „70 Gespräche“ heraus, die in den vergangenen zwei Jahren mit Vertretern von Kommunen und Interessenverbänden geführt wurden. Für die Bevölkerung unzumutbare Regelungen werde es nicht geben, versprach Griefahn. Der neue Nationalpark werde überwiegend zwischen den Elbdeichen liegen. In der Nähe von Ortschaften seien außerdem besondere Zonen geplant, in denen die Wege des Nationalparks auch verlassen werden dürfen, um am Ufer zu flanieren oder Sport zu treiben. Etwa die Hälfte der Fläche will das Land erwerben und der Landwirtschaft entziehen. Vor allem das stört die Bauern. Besonders im ehemals zur DDR gehörigen Amt Neuhaus wird der Nationalpark zuweilen als Wiedererrichtung des DDR-Grenzregimes diffamiert. So fand dort Griefahn „bisher wenig Bereitschaft, Grundstücke für den Nationalpark herzugeben“. Die Umweltministerin hofft die Flächen nun durch Tausch erwerben zu können.

Monika Griefahn pries das neue Schutzgebiet gestern auch als Mittel gegen Fluten wie an der Oder. Denn für den Nationalpark sollen Deiche zurückverlegt werden und die Größe der Überflutungsflächen erheblich wachsen. Jürgen Voges

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