■ Mit „Biovalley“ auf du und du: Gentechnik am Rhein
Freiburg (taz) – Ein Zusammenschluß von rund 300 Biotechnologie-Firmen und -Institutionen verbirgt sich hinter dem Begriff „Biovalley“. Dem Erfolg des amerikanischen „Silicon valley“ nacheifernd, soll in der Region am Oberrhein zwischen der Schweiz, Frankreich und Deutschland die größte Biotechnologie-Ansiedlung Europas aufgebaut werden. Im Zentrum steht als „Schlüsselindustrie“ die Gentechnik mit ihren Einsatzmöglichkeiten in Medizin, Landwirtschaft und Lebensmitteln. Ihr Weltmarkt wächst jährlich um vier Prozent und soll nach Schätzung der Industrie im Jahr 2000 die Schallgrenze von 100 Milliarden Ecu Umsatz (knapp 200 Milliarden Mark) überschreiten. Allein in Deutschland wurden für die nächsten vier Jahre 900 Millionen Mark an öffentlichen Mitteln bereitgestellt.
Bernhard Arnolds von der Uni Freiburg ist Mitglied im „Biovalley-Promotion-Team“: „Es geht um die Vernetzung von Wissen, um gegenseitige Hilfe und um grenzüberschreitende Zusammenarbeit.“ Eine rechtliche oder politische Struktur habe die Arbeit der zusammengeschlossenen Städte, Unis, Firmen und Wirtschaftsverbände allerdings nicht. Neben der Hilfe durch finanzkräftige Stiftungen für einzelne Unternehmen liegen die Erfolge der einjährigen Lobbyarbeit vor allem in der Vernetzung. Am weltgrößten Pharma-Standort Basel werden über das Forum einer „Biotech-Plattform“ Kontakte mit den späteren Hauptkunden in der Pharmazie geknüpft. In Straßburg wurde eine Biotechnologie-Universität gegründet, in deren futuristischem Gebäude 90 Studenten aus drei Ländern an individuellen Computerarbeitsplätzen Zustände vorfinden, von denen andere Studenten nur träumen können. In Freiburg schließlich könnte der Nachwuchs später arbeiten: Ende des Jahres wird dort der „Bio-Tech-Park“ für Firmen aus der Medizintechnik eröffnet, von dem der Freiburger Oberbürgermeister Rolf Böhme freimütig schreibt, er sei nur wegen der positiveren Wortbedeutung von „Bio“ nicht „GenTech-Park“ genannt worden. Von der konstituierenden Sitzung des Stiftungsbeirats Anfang August berichtet die Beirätin Elisabeth Bücking: „Es haben sich bisher sieben Firmen beworben, die alle keine Gentechnik betreiben.“ Ob das daran liegt, daß vielen die neue Bedeutung von „Bio“ noch nicht klar ist? Achim Berge
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