: Who zum Teufel put this CD in my Spieler?
■ Das Berliner Entertainerduo Gayle Tufts/Rainer Bielfeldt gastiert mit neuer CD im Jungen Theater
ür das Monatsmagazin tip sind sie „das dream team des Entertainments in Berlin“, sie selbst beschreiben ihre Musik gar als Produktion „atemberaubender Perlen der Gesangs- und Kompositionskunst“. Die US-amerikanische Entertainerin Gayle Tufts und der Hamburger Pianist Rainer Bielfeldt üben sich nicht gerade in Bescheidenheit, wenn es darum geht, auf ihren Auftritt zur Präsentation der neuen CD im Jungen Theater aufmerksam zu machen.
„Dictionary of Delight“heißt die zweite Einspielung des Duos, die durch das Konzert am Samstag erstmals auch öffentlich präsentiert wird. Gayle Tufts besingt in ihren Texten vor allem ihre Erfahrungen vom „the Blickpunkt of an outsider looking“auf „the chaosBerlin-in-progress“. Wer meint, der Verfasser dieser Zeilen sei zweisprachiger Legastheniker, irrt.
Dinglish nennt Tufts den Mischmasch aus Deutsch und amerikanischem Englisch, mithin also das, was laut Tufts „most Americans speak for the first zehn bis fünfzehn Jahre that they wohn here in Deutschland“. Da die Sängerin, auch bekannt als Schauspielerin aus diversen Fernseh- und Kinoproduktionen und regelmäßiger Gast im Quatsch Comedy Club auf Pro 7, erst seit 1991 in Deutschland lebt, sind wohl noch einige Eintragungen im Dictionary der dinglischen Sprache zu erwarten.
So amüsant die Ausdrucksmöglichkeiten sein können, die Dinglish bietet, so schnell beginnt es auf Dauer aber kräftig zu nerven. Man mag noch schmunzeln, wenn der Titelsong „Dictionary of Delight“mit der Frage „Who put the fire in the Feierabend?“beginnt, aber nach „Who put the sex into my Sechskörnbrötchen?“rutscht man bereits unruhig vor dem CD-Player hin und her, und spätestens wenn es heißt „Who put the less in Zuverlässigkeitsprüfung?“und „Who put the eagle in the Spiegelei?“, möchte man schon aus vollem heart rufen: It's not lustig anymore!
Auch wenn laut Presseinfo dieses Stück der eindeutige Publikumsliebling ist, erschöpft sich das Repertoire der beiden seit 1995 gemeinsam auftretenden Künstler aber glücklicherweise nicht in dinglisher Wortmixerei. Musikalisch im Soft-Jazz beheimatet, sorgt das Zusammenspiel von Tufts grooviger Stimme und Bielfeldts aufmerksamer Pianobegleitung phasenweise durchaus für angenehme nachmitternächtliche Baratmossphäre. Bielfeldts Fähigkeiten als Arrangeur, Produzent, Komponist und immer wieder als Begleiter bekannter ChansonsängerInnen – erinnert sei an Tim Fischer, Nana Gualdi oder Julia Kock – sind bekannt.
Das Spiel des Absolventen der Hamburger Musikhochschule und Musicalkomponisten besticht durch technische Perfektion, auch wenn es gerade deshalb mitunter etwas steril und verkopft klingt. In Kombination mit Tufts Entertainerinnenqualitäten, die sich vor dem Hintergrund von Soul, Jazz und Blues entfalten, bildet das aber eine durchaus eigenwillige Verbindung deutsch-amerikanischer Musikwelten.
Wem also danach ist, an einem lauen Sommerabend die körperlichen Aktivitäten auf lässiges Fingerschnippen und rhythmisches Kniewippen zu reduzieren, der sollte am Samstag bei einem Glas Prosecco für einige Stunden an der Friesenstraße verweilen. zott
Gayle Tufts & Rainer Bielfeldt präsentieren am Samstag, 24. August, um 20 Uhr im Jungen Theater ihre CD
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen