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■ VorschlagHarter Popschmelz: Dinosaur Jr. und Veruca Salt rocken das Kesselhaus

Schön, daß es auf dem Planeten Pop noch Gewissensfragen gibt. Klar, sich heute abend in der Arena ein paar Bluesrockin' Beats von den chemischen Brüdern um die Ohren pfeifen zu lassen wäre der mindeste Tribut an den Zeitgeist. Dennoch würde sich spätestens beim morgigen Katerfrühstück am frühen Nachmittag angesichts all der Jahre in zu kleinen Wohnungen, miesen Jobs und großen Pausen die Frage aller Fragen stellen: „Where you been?“

Denn auch unser aller J. Mascis schaut mal wieder rein, schüttelt sein langes Haar und verbreitet schlechte Laune, wie wir sie kollektiv vor fast zehn Jahren hatten. Bereits damals war er die einzige Alternative zum vergleichsweise wonneproppigen Cobain, der dann ja als erster MTV-Toter in die Geschichte eingehen sollte. Mascis hingegen macht mit Dinosaur Jr. im Jahr 12 nach Bandgründung da weiter, wo er immer war und immer sein wird – in den unendlichen Tiefen hausgemachter Düsternis, die immer kurz vor der Kante haltmacht, um sich dann in der nächsten Zeile noch deprimierender über all das Traurige in dir und deiner Welt zu ergießen. Sogar „Just Like Heaven“ von den Cure klingt aus der verschlackten Kehle des großen Durchhängers ganz prima und erstaunlich unpeinlich.

Ebenfalls prima und ohnehin unpeinlich ist auch „Hand it over“, der aktuelle Output. Allein die Gästeliste schaut fein drein: Bilinda Butcher und Kevin Shields von My Bloody Valentine backen an den Vocals herum, Donna Gauger steuert eine kleine Trompete bei, und obendrauf komplettiert ein Streichquartett den Rest, den uns Mascis mit seinen schnuckeligen Depri-Balladen gibt.

Zumindest graduell bessere Stimmung versprühen hingegen Veruca Salt, die trotz sieben Jahren im Geschäft erst zwei Longplayer draußen haben und wohl noch länger auf den Durchbruch warten dürfen. Dabei haben sie außer einem ständigen Drummer und einem guten Coverkünstler fast alles im Gepäck, was in diesen Jahren dabei hilft: die doppelte Girlpower von Nina Gordon und Louise Post, den Willen zum Rock, den Mut zur Melodie und einen ziemlich taffen Charme, der die harte Gitarrenschiene immer wieder mit zartem Popschmelz überzieht und passagenweise genießbar macht. Und wenn sie inzwischen zwei Meter weiter sind als auf „Eight Arms To Hold You“, könnte das sogar recht nett werden. Gunnar Lützow

Ab 21 Uhr im Kesselhaus der Kulturbrauerei

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