: Knebel für Kulturarbeit
■ Goethe-Institut schließt neun Filialen, es gibt aber auch drei Neugründungen
München (dpa) – Das Goethe- Institut muß wegen der Bonner Sparauflagen im nächsten Jahr neun Einrichtungen schließen. Dies seien die bisher einschneidendsten Schließungsmaßnahmen im Zuge der von der Bundesregierung auferlegten Personaleinsparungen, sagte der Präsident des Goethe-Instituts, Hilmar Hoffmann, am Donnerstag. Neugründungen sind in Vilnius (Litauen), Taschkent (Usbekistan) und Ramallah in den palästinensischen Autonomiegebieten geplant.
„Wir werden gezwungen, das Tafelsilber zu veräußern – und tun es mit allergrößten Bedenken im Hinblick auf die langfristigen Folgen“, sagte Hoffmann. Geschlossen werden die Institute in Arhus (Dänemark), Brasilia (Brasilien), Canberra (Australien), Daressalam (Tansania), Lahore (Pakistan), Marseille (Frankreich), Reykjavik (Island), St. Louis (USA) und Tampere (Finnland).
Beim Goethe-Institut in Palermo werden Sprachabteilung und Bibliothek geschlossen und an eine zu gründende Trägergesellschaft abgegeben. Das Institut soll diese Gesellschaft betreuen und weiter für die kulturelle Programmarbeit zuständig sein.
Hoffmann mahnte, „kulturpolitisches Kapital im Ausland ist leicht verspielt, aber äußerst schwer zurückzugewinnen“. Das Verhältnis zwischen der relativ geringfügigen Stelleneinsparung und dem dadurch angerichteten außenpolitischen Schaden sei absolut disproportional. Schon das bloße Gerücht von Schließungen habe im Ausland Enttäuschung und Beunruhigung ausgelöst.
Seit 1994 muß das Goethe-Institut jährlich 1,5 Prozent an Stellen einsparen, ab 1998 zwei Prozent. Bis zum Jahr 2000 bedeutet das einen Abbau von 120 Stellen und die Schließung von weiteren 15 Instituten. Derzeit gibt es rund 141 Institute in 76 Ländern, die 1996 310 Millionen Mark erhielten. Das Goethe-Institut ist mit 3.500 Mitarbeitern die größte Mittlerorganisation deutscher Kultur und Sprache im Ausland.
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