Kommentar: Kripo muß reden
■ Justiz vertuschte Skandal über Jahre
Der Knast ist ein hochexplosiver sozialer Ort. Er soll Freiheitsberaubung organisieren und steht unter dem Anspruch, die eingesperrten Menschen gleichzeitig sozialisieren zu sollen. Wenn Knackis nur psychisch kaputter aus dem Gefängnis kommen, dann haben die Verantwortlichen etwas falsch gemacht.
Die Balance zu halten zwischen der offenen Gewalt des Einsperrens und dem vorsichtigen Ausprobieren von stückweise kontrollierter Freiheit ist die tägliche Aufgabe, um sie ringen die Polizei einerseits – als Lobbyisten des schlichten Einsperrens – und die politisch Verantwortlichen des humanen Justizvollzuges.
Zu lange haben Bremens sozialdemokratische Justizpolitiker offenbar geglaubt, sie könnten die schlechten Nachrichten aus dem Knast abtun mit dem Hinweis, hier nutze die Kripo alltägliche Probleme aus. Nicht über Monaten, sondern über Jahre sind einzelne Bedienstete offenbar in ihren Gewalt-Phantasien gegen die Gewalttätigkeit der Insassen nicht hinreichend kontrolliert worden. Was an Vorfällen im Jahre 1996 ans Tageslicht gekommen ist, war offenbar nur die Spitze von über längere Zeit fehlentwickelten internen Strukturen. Die Arbeit des parlamentarischen Untersuchungsausschusses wird davon abhängen, ob er die Kripo-Beamten zum Reden bringen kann, die für eine anständige Behandlung der Gefangenen gestritten haben. Klaus Wolschner
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