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Der Sparkassencomputer weiß alles

■ Datenschutzbeauftragte überprüfen die neuen EC-Karten der Sparkasse, weil mit dem zusätzlichen Chip zum bargeldlosen Einkauf Konsumdaten der KundInnen gespeichert werden. Sparkasse verschickt 750.000 "Gel

Mit Skepsis betrachten die Datenschutzbeauftragten des Landes die Einführung der „elektronischen Geldbörse“ durch die Berliner Sparkasse. „Wir überprüfen die neue Geldkarte der Sparkasse im Hinblick auf den Datenschutz“, sagt Alexander Dix, stellvertretender Datenschutzbeauftragter. Der zusätzliche Chip auf den EC-Karten, der das bargeldlose Einkaufen erleichtern soll, erlaube es der Sparkasse möglicherweise, Daten über die Einkaufsgewohnheiten ihrer KundInnen in großem Umfang zu speichern.

Die Sparkasse verwaltet fast jedes zweite Girokonto der Stadt. Ein großer Teil dieser KundInnen, rund 750.000, bekommt bis Ende 1998 neue EC-Karten, die einen zusätzlichen Chip enthalten: ein bronzefarbenes Metallplättchen von der Größe eines Quadratzentimeters. Am Geldautomaten kann man vom eigenen Konto dann maximal 400 Mark auf den Chip herunterladen und damit bei bestimmten Händlern, die ein spezielles Lesegerät auf ihrem Tresen stehen haben, bargeldlos bezahlen. Jeden Tag schreibt das Rechenzentrum der Bank die jeweiligen Beträge dem Geschäft gut.

Datenschützer Dix befürchtet nun, daß durch die Verwendung der Geldkarte bei der Sparkasse ein sogenanntes Schattenkonto entsteht, das Zugang zu vielen Informationen über die Einkaufsgewohnheiten der KundInnen ermöglicht. Sparkassensprecher Frank Weidner kann diese Befürchtungen nicht entkräften. Wenn die 400 Mark vom eigenen Konto auf die Geldkarte übertragen würden, speichere die Bank diesen Betrag gleichzeitig auf einem zweiten Konto – verknüpft mit der Kontonummer des jeweiligen Kunden, erklärt Weidner. Von diesem Konto aus wird die Einkaufssumme schließlich den Geschäften gutgeschrieben. Der Sparkassencomputer weiß also, wer was wo kauft.

Mit dem Schattenkonto will die Sparkasse kontrollieren, daß nicht Hacker mit ihrer EC-Karte sich von fremden Guthaben bedienen. Datenschützer Dix allerdings fordert die Möglichkeit, mit der Geldkarte – ebenso wie mit Bargeld – „anonym und spurlos“ einkaufen zu können, ohne Daten zu hinterlassen. Wenn er auch rechtlich kaum Druck ausüben könne, so unterstehe die Sparkasse doch seiner Aufsicht. „Und die Sparkasse weiß, daß kritische Aussagen von uns ihr nicht guttun“, so Dix.

Auch mit den heute gebräuchlichen EC-Karten lassen sich bereits „Konsumprofile“ erstellen. Doch in Zukunft wird das Problem viel mehr Menschen betreffen, denn die Banken wollen den bargeldlosen Zahlungsverkehr mittels der Geldkarten wesentlich ausweiten. Später soll man auch sein Kaugummi und seine Wurst mit der Karte bezahlen: Geheimzahl oder Unterschrift sind nicht notwendig – es geht an der Kasse schneller.

25 Millionen Geldkarten sind in der Bundesrepublik schon verteilt. Die Banken spekulieren auf Kosten- und Personaleinsparung, denn Transport, Sicherung und Zählerei des Bargeldes werden reduziert. „Der Kundennutzen ist aber noch eingeschränkt“, räumt Sparkassensprecher Weidner ein. Höchstens 100 Geschäfte in Berlin verfügen schon über die neuen Lesegeräte: Sie sind zu teuer, und die Provision für jeden Buchungsvorgang reduziert die ohnehin schmale Handelsspanne. Hannes Koch

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