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Exotischer Wahrheitsvagabund

■ Siddharta, ein schwüles Hippie-Märchen von Conrad Rooks nach 25 Jahren erstmals in Deutschland und im Abaton

Eigentlich war er einer der ersten der Beatgeneration. Lange bevor Burroughs oder Kerouc in orientalische oder nähere Fernen pilgerten, trampte Hermann Hesse 1911 durch Indien schrieb Reiseberichte (Aus Indien), Erzählungen wie Robert Aghion und fahndete nach der einer spirituellen Erleuchtung, die sein stets auch eitles Steppenwolfleben als geistreich erhellte Außenseiterrolle veredeln könne. So entstand Siddharta, in dem Hermann Hesse die Absolutheitssuche des Weisheitsvagabunden Siddharta mit dem schnurzernsten Mitteln des europäischen Bildungs- und Entwicklungsromans vor der Kulisse einer fremden Einsamkeitspittoreske entspann.

Etwa dreißig Jahre später wurde Siddharta zur Bibel der New Yorker Beatniks. Und vor allem Conrad Rooks faszinierte Hesses Aureolenkranz um den Dauerdeplazierten schlechthin. Nach einer Schlafkur in der Schweiz, die Rooks 1961 von seiner Drogensucht (er was bereits mit 14 Alkoholiker, mit 21 ein Junkie) heilen sollte und seinem ersten Film Chappaqua, machte er sich mit dem Ingmar-Bergmanns-Kameramann, Sven Nykist, an eine filmische Adaption des Hesse-Stoffes.

Das Müncher Filmfest hat Rooks Filme im letzten Jahr wiederentdeckt, und das Abaton besorgte den 1972 in Cannes mit dem „Silbernen Löwen“-prämierten Film nach 25 Jahren nun eine Deutschland-premiere.

Trotz seines Alters und trotz seines US-amerikanischen Regisseurs fügt sich Siddharta scheinbar fugenlos in jene fürs europäische Auge schwülen Bilderbögen, der jüngsten indischen Produktionen wie Kamasutra oder Fire. Das mag für Rooks Empfindsamkeit gegenüber der fremden Ikonographie und Indiens populärstem Medium, dem Film, sprechen. Schließlich zählt Indiens Filmmaschinerie mit all seiner Verwertungshysterie seit Jahrzehnten zu den Größten der Welt. Doch zugleich ist es mit all seinen Farbdenotationen und angestrengter Bedeutsamkeit stets nur eine Haaresbreite von allzu süßer Seligkeit entfernt.

Und wenn Siddharta, nach endlosem Fasten, Denken und Warten, enttäuscht vom Leben der Waldmönche, in ausgelassener Weltlichkeit „das Innerste im Wesen, das nicht mehr Ich ist“aufspüren will und die Hure Kamala um Liebeslektionen bittet, haftet den Schattenrissen der Schauspieler jene unfreiwillige Komik an, die Kolles Stellungsgymnastiken an Biedersinn nicht nachstehen. Gäbe es nicht die Kamera, die sich hin und wieder mit nüchterner Vererdung durchsetzt, wäre Siddharta wohl nichts anderes als Hippiemärchen in exotischer Scharade. big

Abaton, Neues Broadway

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