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Das „bündnisgrüne Wunderland“ entzweit die Bündnisgrünen

■ Vorstandssprecher Jürgen Trittin widerspricht mit scharfen Worten der hessischen Kritik am Entwurf des Wahlprogramms für 1998. Vorstand erhält Unterstützung von NRW, Niedersachsen und Baden-Württemberg

Berlin/Bonn (taz) – Was bei den Grünen als gepflegte Programmdebatte geplant war, entwickelt sich zum innerparteilichen Streit. Jürgen Trittin, Sprecher des Bundesvorstands, verwahrte sich gegen Vorwürfe des hessischen Landesverbandes. Der hatte kritisiert, das grüne Wahlprogramm für 1998 sei in weiten Teilen ein „Regierungsverhinderungsprogramm“ und verspräche ein „bündnisgrünes Wunderland“. Der Bundesvorstand werde solche „Attacken“ nicht widerspruchslos hinnehmen, schrieb Trittin gestern an die „lieben Grünen-Promis“ in Hessen.

Einige der Kritikpunkte bezeichnete Jürgen Trittin als „ebenso demagogische wie falsche“ Unterstellungen. Wer wie die Hessen behaupte, der Entwurf des grünen Wahlprogramms plädiere dafür, den sozialökologischen Umbau der Gesellschaft nur über Abstriche bei den Reichen zu finanzieren, der müsse „entweder unwissend sein oder Hintze heißen“. Bevor sich die hessischen Grünen Gedanken über die Wahrnehmungsfähigkeit anderer machten, sollten sie die „eigene Wahrnehmungsfähigkeit gründlich überprüfen“.

Unterstützung bekam der Bundesvorstandssprecher aus drei anderen Landesverbänden. Parteisprecher aus Nordrhein- Westfalen, Niedersachsen und Baden- Württemberg kritisierten das Papier des hessischen Landesverbandes. Die hessischen Grünen griffen Beschlüsse an, die mehrheitlich von Partei und Fraktion gefaßt worden seien. Es entstehe der Eindruck, die Hessen wollten die Partei „endgültig in die Mitte führen“. Jens König/Markus Franz

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