■ Vorschlag: Jürgen Gosch inszeniert den „Sommernachtstraum“ am DT
Szene aus: „Sommernachtstraum“Foto: David Baltzer/Sequenz
Nur selten gehört eine Bühne so vollkommen den Schauspielern. Die weite Drehfläche ist leer, knapp hinter dem Halbrund der abschließenden Wände glänzt schon der eiserne Vorhang. Nur ein schräges Rechteck dreht sich mit. Vielleicht bedeutet es die Vernunft. Oder auch gar nichts. Vor Regiebotschaften ist man in dieser Inszenierung nämlich sicher. Jeder macht, was er will, was bei so vielen ausgezeichneten Darstellern gar nicht schiefgehen kann. Und doch vermißte man den Regisseur Jürgen Gosch nicht nur am Ende der Premiere, er fehlte den ganzen Abend.
Bevor das 20. Jahrhundert das Dämonische, das Unbewußte und die bedrohliche Sexualität im „Sommernachtstraum“ für sich entdeckte, galt das Stück als harmloses Feenmärchen. Im Deutschen Theater gewinnt es viel von dieser Unschuld zurück. Bühnenbildner Johannes Schütz hat die vier Liebenden in eine Art Schuluniform aus langen schwarzen Hosen und weißen Blusen gesteckt, und tatsächlich stehen sie so tolpatschig verlegen vor Herzog Theseus wie Schüler vor dem Direktor. Helena (Solveig Krebs) ist eine hoch aufgeschossene, allerliebst nölende Primanerin. Und die Rivalen Lysander (Thomas Bading) und Demetrius (Thomas Dannemann) balgen sich wie in der guten alten Zeit. Ans 19. Jahrhundert gemahnt auch Titania (Katharina Lindner), die mit kniewärts wallendem Blondhaar ausschaut wie eine Germania von Moritz von Schwindt, umgeben von Elfen in klassisch weißen Kleidchen. Daß dieselben Schauspieler das Feen- und das Herrscherpaar spielen, ist traditionsgerecht, doch wirken Oberon und Titania leider genauso bürgerlich und langweilig wie der Herzog und die Herzogin.
Puck macht fast alles wieder wett. Publikumsliebling Jürgen Holtz ist mit seinem fetten, behenden Körper halb Buddha und halb Putte, verspielter Greis und weiser Säugling. Fast ebensoviel Szenenapplaus bekommen Zettel (Christian Grashof) und die übrigen Handwerker, die ihr Spiel im Spiel voll auskosten. So ist dieser „Sommernachtstraum“ lustig und unterhaltsam. Das ist nicht wenig. Ein bißchen mehr hätte es aber sein dürfen. Miriam Hoffmeyer
Nächster Termin: 27.10. im Deutschen Theater, Schumannstr. 13a
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