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■ QuerspalteNobelpreisträger Dr. Kohl

Der nächstjährige Nobelpreisträger für Medizin steht fest. An dieser Ehrung kommt, das kann man schon jetzt mit Fug und Recht sagen, kein Preiskomitee vorbei. Der Nobelpreis für Medizin geht an: Dr. Helmut Kohl! Der Doktor der Historie, obwohl Laie auf medizinischem Gebiet, hat vollbracht, wovon Mediziner und Genforscher bisher nur träumen. Es ist ihm gelungen, aus einem Menschen zwei zu machen. Mehr noch: Dr. Kohl hat in seinem Laboratorium, auch Kanzleramt genannt, einem Wesen, das es eigentlich gar nicht mehr gibt, gleich zu zweifacher Existenz verholfen.

Der wissenschaftliche Durchbruch gelang Dr. Kohl jetzt erstmals an der menschlichen Spezies „Türke“. Durch die Mutierung zu deutschen Staatsbürgern könnten aus drei Millionen in der Bundesrepublik lebenden Türken rasch „vier, fünf, sechs Millionen“ werden, erklärte der derzeit noch als Bundeskanzler amtierende Nobelpreisanwärter. Vorausgesetzt, man lasse ihnen bei ihrer Einbürgerung die doppelte Staatsbürgerschaft, würde sich die Zahl der in Deutschland lebenden Türken verdoppeln.

Kohls Entdeckung löste in der Fachwelt offenes Erstaunen aus. Bisher war man davon ausgegangen, daß ein Mensch ausländischer Herkunft durch die Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ein Deutscher und somit ein Ausländer weniger sei. Ein Tauschkoeffizient von eins zu null also. So hatten es bisher auch alle Statistiken für wahr gehalten. Kohl hingegen überraschte nun mit der Entdeckung, daß der wahre Koeffizient eins zu zwei betrage. Schon bisher waren viele namhafte deutsche Politiker davon ausgegangen, daß aufgrund kulturhistorischer, religiöser und nicht zuletzt wirtschaftlicher Werte ein Türke bestenfalls halb soviel wert sei wie ein Deutscher, der Umtauschkurs also niemals eins zu eins betragen könne. Der wissenschaftliche Nachweis der neuen Gleichung gelang jetzt erstmals Dr. Helmut Kohl: Ein Türke zu einem Deutschen gewandelt, macht zwei Türken. Vera Gaserow

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