: Stars statt Stadtplaner
■ HfbK kürt von Gerkan zum Chefplaner einer neuen Architekturausbildung
Adrienne Goehler, Präsidentin der Hochschule für bildende Künste (HfbK), war am Ende schlicht begeistert: „Ich finde die Entscheidung großartig.“Einstimmig akzeptierte gestern der Akademische Senat der HfbK ihren kühl vorbereiteten Coup: Meinhard von Gerkan wird, falls der rot-grüne Senat diesem Vorschlag folgt, Gründungsdekan eines neuen Studiengangs Architektur.
Ziel des Duos Goehler/Gerkan ist es, die bisher auf drei Hochschulen verteilte Ausbildung von Bauingenieuren, Stadtplanern und Architekten an der HfbK zu konzentrieren. Die Fachhochschule, die heute bereits eine vollständige Architektenausbildung anbietet, soll auf die Produktion von Bauingenieuren beschränkt, die Stadtplanung an der TU Harburg schrittweise aufgelöst werden.
Gerkan soll damit den Vorschlag einer Kommission umsetzen dürfen, der er selbst angehörte. Wie berichtet, hatte im Mai 1997 eine Kommission unter Leitung von Oberbaudirektor Egbert Kossak einen Reformvorschlag erarbeitet, der eine erhebliche Reduzierung der Ausbildungskapazitäten mit der Gründung eines Elite-Studiengangs für Architekten verknüpft. Der HfbK-Senat stellte sich gestern hinter diesen Vorschlag.
Gerkan, dem die HfbK weitgehend freie Hand lassen will, skizzierte in einem dreiseitigen Entwurf, wie er sich den künftigen Studiengang vorstellt: Eingangsprüfungen, ein Professoren-Studierenden-Verhältnis von 1:10, Schwerpunkt auf Entwurf und Gestaltung – kurz: genau jenes einseitige Ausbildungsprofil, gegen welches TU und FH Sturm laufen.
An beiden Hochschulen wird der Goehler/Gerkan-Vorstoß denn auch als provokante Kriegserklärung begriffen. Beide Hochschulen erarbeiten derzeit ein Gegenkonzept, welches einen Ausbildungsverbund TU/FH vorsieht, bei welchem die HfbK allenfalls als Ort „künstlerischer Sommercamps“eine Rolle spielt. Der Professor und TU-Star Dieter Läpple vom Schwerpunkt „Stadt, Umwelt und Technik“dazu: „Hamburg sollte ein Kompetenzzentrum für Stadtentwicklung im 21. Jahrhundert werden. Die Verengung auf Gestaltung und Entwurf, Tätigkeiten übrigens, mit denen sich allenfalls fünf Prozent der Architekten beschäftigen, wird dieser Herausforderung überhaupt nicht gerecht.“
Florian Marten
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