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Flucht in die Arbeitsgruppe

■ Rot-Grün uneins über Migrationspolitik. Dafür: Polizeikontrollkommission

Zum ersten Mal seit Beginn der rotgrünen Verhandlungen trennten sich gestern GAL und SPD, um innerhalb der eigenen Delegation zu beraten. Grund der stockenden Gespräche: die Flüchtlings- und Migrationspolitik des künftigen Senats. Der designierte Erste Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) hatte bei diesem Komplex, an dem sich grüne Kritik an der SPD seit Jahren entzündet, schon im Vorfeld die größten Probleme erwartet. Schwierigkeiten haben die beiden Parteien besonders beim Umgang mit Abschiebungen und mit minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen. Das Thema wurde zunächst in eine Arbeitsgruppe und anschließend in die heutige Koalitionsrunde verlegt.

Dafür präsentierte Rot-Grün gestern den Kompromiß bezüglich eines Polizeibeauftragten. Eine unabhängige „Kontrollkommission“soll nun doch als Konsequenz aus dem Hamburger Polizeiskandal eingerichtet werden. Drei vom Senat berufene Kontrollettis, die nicht dem Strafverfolgungszwang ausgesetzt sein sollen, werden mit dem Recht auf Akteneinsicht und unangemeldeten Zutritt zu Polizeirevieren ausgestattet. Daß diese Kommission in der Innenbehörde und nicht beim Parlament angesiedelt sein wird, dürfte die grünen Polizeiexperten wenig zufriedenstellen.

In der strittigen Frage der Stellung der Frauenbeauftragten einigten SPD und GAL sich auf eine Novellierung des Personalratsgesetzes. Danach soll künftig die Besetzung quotiert werden.

Eine wichtige Einigung wurde zudem bei einem anderen, höchst prekären Thema erzielt: Beschäftigung für Jungarbeitslose. Ursprünglich wollte die SPD zum Entsetzen der GAL jungen Erwerbslosen lediglich 1.000 Mark in die Hand drücken. Nun will man es den Tarifpartnern überlassen, sich über eine Entlohnung zu einigen. Dumping-Löhne für die Gruppen zu akzeptieren, „war erst einmal eine gewisse Schwierigkeit für uns“, so Sager.

2.000 neue Beschäftigungsverhältnisse sollen insgesamt durch Umschichtung der Mittel geschaffen werden; 230 Millionen Mark würden durch die geplante Fusion der beiden großen Hamburger Beschäftigungsgesellschaften frei, sagte Runde.Silke Mertins

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