■ Buch-Tips: Fataler Erfolgsdruck
Bücher zum Thema „positiv denken“erreichen seit Jahrzehnten die ersten Plätze der Bestsellerlisten. Allein von Joseph Murphy, dem Esoteriker unter den Denk-nach-und-werde-reich-Propheten, sind in Deutschland über 50 Titel erschienen – von seinem Buch „Die Macht Ihres Unterbewußten“wurden hierzulande mehr als zwei Millionen Exemplare verkauft. Manche Menschen legen Bücher dieser Art bereits nach flüchtigem Durchblättern wieder beiseite, überzeugt davon, daß die dort vermittelten Strategien eher lächerlich als hilfreich sind. Andere wiederum entdecken tatsächlich das für sie funktionierende Erfolgskonzept.
Und dann gibt es jene, die statt der erwarteten Lebenshilfe im Gegenteil Probleme ganz neuer Art beschert bekommen: Gelingen die angepriesenen Techniken nicht, suchen überzeugte Anhänger des positiven Denkens die Ursache dafür ausschließlich in sich selbst. Die Folgen reichen von Verunsicherung bis Verzweiflung.
Es ist die letztgenannte Gruppe, der sich Günter Scheich in seinem Buch „Positives Denken macht krank“widmet. Dabei will der Psychotherapeut keineswegs den Wert einer positiven Lebenseinstellung in Abrede stellen. Aber er will warnen: vor den Gefahren, die übertriebene, unrealistische Erwartungen an die Kraft des Denkens mit sich bringen können. Aus eigener Erfahrung schildert er Menschen, denen, entgegen den Versprechungen von Murphy und Co., durch geistige Übungen nicht mehr geholfen werden kann.
Das unterhaltsam geschriebene Buch liefert einen längst fälligen Diskussionsbeitrag – schließlich kommen die Bücher über positives Denken, so der Autor, „vor allem bei Zwangsneurotikern“gut an.
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