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Sind so viele Schlappen

■ Henning Voscherau wird erst nicht, dann doch ins SPD-Bundespräsidium gewählt

Der Prophet gilt nicht nur im eigenen Lande nichts. Auch auf Bundesebene war Hamburgs ehemaligem Regierungschef und Law-and-order-Fan Henning Voscherau gestern kein Triumph vergönnt. Zumindest nicht auf dem SPD-Parteitag. Bei seiner Wiederwahl ins SPD-Präsidium ließ man ihn zunächst durchfallen, mit 245 von 500 Delegiertenstimmen.

Erst im zweiten Wahlgang bekam Voscherau ausreichend Unterstützung. Allerdings erhielt der ehemalige Finanzkoordinator der Bundes-SPD mit 326 Stimmen das schlechteste Wahlergebnis aller Präsidiumsmitglieder. Im Gegensatz zu Voscherau kam die von ihm ungeliebte schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis auf Anhieb mit 337 Stimmen ins Präsidum. Kanzler-Anwärter Gerhard Schröder erhielt trotz seiner oft umstrittenen Politikansätze eine satte Zweidrittelmehrheit.

Grund für Voscheraus bescheidenen Second-Hand-Sieg ist zwar auch, daß der Mini-Landesverband Hamburg mit nur zehn Delegierten stets auf andere Landesverbände angewiesen ist. Andererseits betrachten viele SPDlerInnen Voscherau als mitschuldig an der Hamburger Wahlschlappe, in deren Folge er von seinem Amt zurücktrat. Ein sozialdemokratischer Law-and-order Bundeswahlkampf ist seither vom Tisch.

Es wird damit gerechnet, daß Voscherau sich im Wahlkreis Wandsbek um ein Bundestagsmandat bewirbt. sim

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