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Mutter Theresa der Kreativen

■ Die Zukunft der Hamburger Design-Kreuzzüge ist ungewiß

Die Entscheidung der Jury war deutlich: Das zu vergebende Bundesdesignkreuz für die beste Arbeit der diesjährigen Hamburger Design-Kreuzzüge wurde nicht verliehen, sondern in der Alster versenkt. Zu einer Nachlese der Kreuzzüge, die Ende Oktober zum fünften Mal stattgefunden hatten, trafen sich Beteiligte und Interessierte am Montag abend. Die Ritter zählten ihre Wunden und ihre Getreuen, und die Veranstalterin Claudia Schneider-Esleben zog Resümee. Und das fiel nicht rosig aus. Die Hamburger „Mutter Theresa des Designs“(ein vom Designer Klaus Peter Staudinger verliehener Titel) ist trotz geringeren Budgets der Kreuzzüge hochverschuldet.

Das stark abgespeckte, vor allem am Off-Bereich orientierte Programm der „Design-Kreuzzüge“war 1997 leider nicht so interessant wie früher. Dazu kam die Konkurrenz der „Woche des Designs“, die als Teil einer kurzfristig geplanten, bundesweiten „Design-Initiative der Wirtschaft“unter der Führung der Design-Beauftragten der Wirtschaftsbehörde, Inge Maisch, nur wenige Tage später stattfand.

Die vor fünf Jahren mit einem Budget von 100.000 Mark aus der Taufe gehobenen „Design-Kreuzzüge“koordinierten damals eine Szene, in der es weder Zentren wie das „stilwerk“noch eine staatliche Designbeauftragte gab. Seitdem haben die Aktivitäten zu- und die Kooperationsbereitschaft abgenommen. „Event-Marketing“ist ein beliebtes Feld vieler konkurrierender freier Veranstalter geworden. Dabei nimmt das kommerzialisierte Amusement zu, während die realen Chancen für den Nachwuchs abnehmen.

Für 1998 will Inge Maisch die zahlreichen Design-Aktivitäten in einem News-Letter zumindest informativ zusammenbringen. Zweifelhaft ist, ob Claudia Schneider-Esleben noch einmal Energien zu den „6. Design-Kreuzzügen“bündeln kann. Angekündigt bleiben sie für Oktober '98 unter dem Titel: Design und Geld: Womit dann ja wohl das derzeitige Kernproblem aller Kulturaktivitäten angesprochen wäre. Hajo Schiff

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