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Empörung: „Verbrennen Sie diesen Autoatlas!“

■ Viele Türken stört, daß der ADAC auf einer Straßenkarte den Begriff „Kurdistan“ verwendet

Berlin (taz) – Mit aggressiven Protesten reagieren türkische Kreise auf die Neuauflage des ADAC-Autoatlas. In der Münchener Zentrale des Automobilclubs gingen Hunderte empörter Briefe, Faxe und E-Mails ein. Ein Sprecher des ADAC, der nicht namentlich genannt werden will, erhielt nächtliche Drohanrufe. Grund der Protestaktionen ist eine topographische Karte im neuen Autoatlas.

Auf der Landkarte der Türkei werden dort die Gebietsbezeichnungen „Kurdistan“, „Armenisches Hochland“ und „Pontisches Gebirge“ verwendet. Zahlreiche türkische Mitglieder des ADAC forderten eine Entschuldigung für den an sich „unverzeihlichen Fehler“.

Der Atlas dürfe nicht weiter verkauft werden, meinten aufgebrachte Demonstranten in mehreren Geschäftsstellen des Automobilclubs; einige verlangten, den Straßenführer zu verbrennen. In den Briefen, die sich in den Formulierungen größtenteils gleichen, wird mit dem Austritt aus dem ADAC gedroht. Tatsächlich verzeichnete der Club aber erst 35 Austritte von Türken. Der ADAC schätzt die Zahl seiner türkischen Mitglieder auf über eine halbe Million. „Wir wissen von kurdischer Seite, daß es sich um eine sehr kleine Bewegung handelt“, sagt der ADAC-Sprecher. Tatsächlich sind einige Absender der Briefe türkische Vereine in Deutschland, die überwiegend dem rechten, nationalistischen Lager zuzurechnen sind. „Wir gehen aber davon aus, daß die diplomatischen Vertretungen der Türkei auf gleicher Linie liegen“, sagt der Sprecher des ADAC. „Das Konsulat in Karlsruhe hat schriftlich zu Protesten aufgerufen. Auch die türkischen Zeitungen haben teilweise sehr polemisch berichtet.“

Dagegen appellierten kurdische Kreise an den ADAC, „den Drohungen türkischer Nationalisten keinesfalls nachzugeben“. Der Name „Kurdistan“ sei für die Region korrekt. Bis vor wenigen Jahren nannte der türkische Staat die Kurden offiziell „Bergtürken“. Noch heute wird die Verwendung des Begriffes „Kurdistan“ strafrechtlich verfolgt – wegen „Separatismus“ nach dem Antiterrorgesetz.

Am Montag soll ein Gespräch des ADAC-Präsidenten Otto Flimm mit dem türkischen Botschafter in Deutschland die Spannungen entschärfen. Der Automobilclub wolle sich die türkische Position schildern lassen, sagte der Sprecher. Man sei aber nicht bereit, den Forderungen nachzukommen. „Die fragliche Karte ist topographisch, nicht politisch. Im gleichen Atlas ist auf einer politischen Karte die Türkei in ihren Grenzen korrekt dargestellt. Wir verwenden international gängige Begriffe.“ Sascha Borrée

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