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Oberhirte kämpft für Regierungsumzug

■ Kirche und Armee stehen zu Berlin: Militärbischof Dyba nach Mitte

Berlins katholische Bundeswehrsoldaten bekommen Schützenhilfe von ganz oben: Mit dem Regierungsumzug wird ab 1999 auch in die katholische Szene der Hauptstadt eine gewisse Zackigkeit einziehen. Denn neben Regierung, Parlament und Verwaltung kommt auch das „Katholische Militärbischofsamt“ (KMBA) an die Spree. Dem Amt steht der Militärbischof Johannes Dyba vor. Als erzkonservativer Erzbischof von Fulda hat er sich konsequent gegen liberale Tendenzen in Gesellschaft und Kirche eingesetzt.

Das KMBA hat von der Bundesregierung ein Gebäude am Weidendamm in Mitte zugeteilt bekommen. Der Umzug des Amtes ist trotz einer Petition der etwa 80 Bediensteten, die lieber in Bonn bleiben wollen, beschlossene Sache, teilte ein Sprecher des Bundesvertiedigungsministeriums gestern mit. Das KMBA untersteht der Kirche und gleichzeitig dem Verteidigungsministerium, seine Arbeit ist im Reichskonkordat von 1933 geregelt. Die Kosten für den Umzug trägt der Bund.

Allgemein wird erwartet, daß sich mit der dann häufigeren Präsenz des konservativen Kirchenmanns Johannes Dyba in der Hauptstadt auch das Erscheinungsbild der katholischen Kirche wandeln wird. So ist Dyba bekannt dafür, die Gottesdienste der Militärgeistlichen von Feldjägern der Bundeswehr gegen Störer absichern zu lassen – wie etwa vor drei Wochen bei der Kommandeurstagung der Bundeswehr in der Johannes-Basilika am Südstern in Kreuzberg. Der Erzbischof gilt als Mann, der die „Sprache der Soldaten trifft“ und die Weltsicht der Truppe und ihren Kampfauftrag versteht und fördert. Allgemein gilt Dyba als idealer Kandidat, das angekratzte Image von Bundeswehr und Kirche wieder stärker in das Stadtgeschehen einzubringen. So ließ er nach Angaben von Teilnehmern bei der Tagung der Militärgeistlichen in Potsdam 1995 seine Fahrzeugkolonne mit Blaulicht und Eskorte durch die Stadt brausen. Armee und Bischof waren sich dabei auch einig im Schutz der Privatsphäre: Eine vorwitzige Spiegel-Fotografin wurde des Saales verwiesen. Bernhard Pötter

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