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■ StandbildPeinvoll peinlich

„Menschen 97“, So., 21.30 Uhr, ZDF

Der Vorgang erinnert an die letztjährigen Wimbledon- Ereignisse. Am Tag, da Johannes B. Kerner mit „Menschen 97“ seine ZDF-Premiere absolviert, stiehlt ihm Exchef Reinhold Beckmann – wie B. Becker weiland M. Stich – die Show. Bild hievt den Wechsel des ran-Chefs zur ARD auf Seite 1, für den Neu-Mainzer, fallen nur ein paar Kleckerfacts ab. Womöglich sah Kerner die Niederlage voraus und ließ deshalb einen Trailer produzieren, der ihn, Sequenzen aus Oliver Stones „JFK“ imitierend, als geheimnisumwitterten „JBK“ präsentierte.

Nicht weniger ridikül geriet Kerners zweidreiviertel Stunden langer Einstand selbst: Der Dolle-Hechte- Reigen profitierte von Kerners profunder Unfähigkeit wie kein früherer Auftritt eines Gottschalk oder Jauch. Kerner ist ein Langweiler und Schleimbeutel und ein besonders perfider dazu. Und er kann wenig; Karteikarten kann er zwar noch immer fast unfallfrei halten, doch phrasieren kann er nicht; irgendwas von Belang fragen kann er nicht; überleiten kann er nicht. Er wackelt durch sein Wiener-Wald-TV und dünkt sich so bedeutend, ja „absolut toll“ wie Tappert, Matthäus, Christopher Reeve („ein absoluter Mensch 97“) und „sie alle, Helfer und Betroffene“, die Oderdeutschen. Nur: Wird heutzutage bereits ausgezeichnet, wer sein Haus überfluten ließ?

Derart peinvolle Peinlichkeiten ficht das vollzählig erschienene Saalpublikum freilich keineswegs an. Es goutiert Kerners Beamtensingsang und weiß, nachdem es Kerners neuen Lieblingssatz „Das ist ja noch nicht wirklich spektakulär“ zum 34. Mal vernehmen durfte: Der „Mensch 97“ ist Joh. B. Kerner, typologisch und praktisch. Neben dem Tamagotchi freilich. Jürgen Roth

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