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■ StandbildFleißige Menschen

„Arbeiten bis zum Umfallen“, Di., N3, 21.45 Uhr

Das Geld ist weg. Harald Feld sitzt die Bank im Nacken. Früher hatte er einen eigenen Speditionsbetrieb, jetzt trägt er morgens zwei Stunden Zeitungen aus, danach arbeitet er acht Stunden als Lagerist. Seine Frau sieht er nur zum Frühstück und zum Abendessen. Auch sie hat zwei Stellen.

Dörte Schipper und Gregor Petersen haben einen Tag lang „vier Deutschen mit 14 Jobs“ dabei zugeschaut, wie sie das Frühstück machen, im Auto sitzen, am Arbeitsplatz ankommen und später wieder abfahren. Für ein wenig Urlaub, für Schinken statt Mettwurst und „für einen gewissen Standard“ quälen sie sich frühmorgens aus dem Bett, um spätabends wieder hineinzufallen. Die Reportage gibt Einblick in den Arbeitsalltag ohne Erklärung des volkswirtschaftlichen Phänomens „Job-Hopper“, über fleißige Menschen, die es schwer haben, die ihr Los aber meistern. Es gibt keine Krisen in diesem Film, keinen Ehekrach oder Nervenzusammenbruch, niemand beschwert sich oder begehrt auf – ab und zu nur ein kleiner Seufzer darüber, daß die Miete schon das halbe Einkommen verschlingt, daß der Sohn gesagt hat, so ein „Scheißleben“ wolle er nicht führen. Staatstragend wird die Lehre vermittelt, daß, wer will, es schaffen kann, auch wenn es hart ist und wenig schön. Wäre da nicht der rasende Opa Rainer Stelling. Der Mann hat freiberuflich fünf Verträge unterzeichnet. Im Laufschritt hastet er zum nächsten Arbeitsplatz, und für jeden (lustiger Anblick) hat er einen eigenen Overall. Er ist Hausmeister, Eilbote und Telefonzellenkontrolleur, repariert Staubsauger und hält Grünanlagen sauber. Es macht ihm Spaß, sagt er. Keine Sorgen um die Zukunft? Jammert nicht, Deutsche, arbeitet! Stefan Kuzmany

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