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■ KolumneArschgeigen-Weihnacht

Liebe deine Feinde, sagte schon Gott. Und zu welcher Gelegenheit könnte man diese Liebe besser unter Beweis stellen als zu Weihnachten, dem Fest der Liebe. Deswegen ist jetzt Bescherung: Geschenke für Arschgeigen.

Zwei Bevölkerungsgruppen habe ich exemplarisch herausgesucht, die einen deutlichen Beitrag dazu geleistet haben, die Lebensqualität im ausklingenden Jahr zu mindern: Antirechtschreibreformaktivisten (ein schönes Wort fürs „Scrabble“- oder „Galgen“-Spiel!) und in der Musikindustrie tätige „Markenartikler“.

Die Gegner der Rechtschreibreform sind, so denke ich, genetisch identisch mit jenen Menschen, die sich früher immer um die Überfremdung unserer herrlichen deutschen Muttersprache sorgten: deren wichtigstes Anliegen also die Eindämmung von Wörtern wie „Auto“(statt „Personenkraftwagen“), „Design“(statt „Gestaltung“) oder „Beefsteak“(statt „Rindfleischlappen“) war.

Jetzt das Geschenk: Viel leichter könntet ihr eure Ziele erreichen, wenn ihr statt gegen Fremdwörter und die Rechtschreibreform zu protestieren, eure Rente durchbrächtet, eure Autos poliertet oder die anderen Dinge tätet, die ihr sonst früher mit eurer ganz offensichtlich überreichlich vorhandenen freien Zeit anfingt.

Die Spanier etwa sprachen das Wort „Beefsteak“so oft in ihrem eigenen Akzent, bis das „f“ganz wegfiel und aus dem langen „ea“-Laut ein kurzes „e“wurde. Dank einer folgenden Rechtschreibreform wurde ihre Sprache nun durch das schöne Wort „Bistec“bereichert, dem kein Mensch mehr seine Herkunft aus einem anderen Kulturkreis anmerken kann.

Ein Markenartikler ist der festen Überzeugung, die Nachfrage nach einem jeden Produkt wecken zu können, egal ob es sich nun um Turnschuhe, Bio-Joghurts oder Lenkwaffensysteme handelt. Er glaubt an die ewigen Gesetze des Marktes, die angeblich für jedes Produkt gelten. Was der Markenartikler in der Lage ist anzurichten, sehen wir daran, was sie der Musikindustrie angetan haben: Die Musik liegt im Sterben.

Dabei ist die Zahl der veröffentlichten Tonträger in den letzten Jahren so groß wie noch nie. Aber was ist es, was da herausgebracht wird? Altrocker, Boy-groups sowie Kuschel-, Trashfloor- und Ballermann-Compilations zuhauf. Dann noch eine paar von diesen „Bands, die so klingen wie ...“. (Was uns zu einem Weihnachtsgeschenk für Menschen führt, die reich werden wollen, ohne viel zu arbeiten: Es gibt tatsächlich noch ein paar Plattenfirmen, die noch keine Band im Stall haben, die wie Rammstein klingt!)

Und nun das Weihnachtsgeschenk für Markenartikler: Ihr habt es ja schon geschafft, einige Bands zu reinen „Marken“zu machen. Ganz vorne liegen da bekanntlich Pink Floyd und Genesis, die es beide hingekriegt haben, jeweils zweimal das Aussteigen ihres wichtigsten Mannes zu verkraften, ohne daß daraufhin auch nur im geringsten die Verkaufszahlen in den Keller gingen. Bringt doch das nächste Album einer dieser einst Band gewesenen Marken in verschiedenen Geschmacksrichtungen heraus: „Kuschel“, „Classic“, „Hard“, „Dance“, „Unplugged“. Die Verkaufs-Bestmarke von Michael Jacksons Thriller wird ganz sicher fallen, und ein Platz in der Marketing-Hall-of-Fame ist euch dann sicher.

In diesem Sinne wünsche ich den Arschgeigen überall auf dieser Welt ein frohes Weihnachtsfest.

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