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■ H.G. HolleinPutzmittel-Semiotik

Die Frau, mit der ich lebe, will mir offenbar etwas sagen. Wozu sonst dieses gekonnt beiläufige Arrangement neu erworbener Reinigungsmittel zwischen dem Stapel ungespülter Teller, den halbvollen Kaffebechern und den verstreuten Besteckteilen auf der Spüle? Mit „Wasch endlich ab, du fauler Sack“wäre für einen oberflächlichen Betrachter der Subtext dieses Beutezuges durch Budnikowski, Schlecker & Co. zweifellos stimmig gedeutet.

Aber bei genauerem Hinsehen erschließt sich dem an Eco geschulten Zeichentheoretiker ein sehr viel abgründigeres System kommunikativer Bezüge. „Kratzt nicht!“steht vermeintlich harmlos werbend auf dem Scotch Brite Reinigungsschwamm, läßt sich aber auch als feinsinniger Verweis auf eine kürzlich an mir bemängelte Nachlässigkeit in der Bartpflege interpretieren. Und gleich daneben – schon sehr viel vehementer – leuchtet mir von der Verpackung des Vileda Reinigungstuches in knalligem Blau ein verächtliches „Mikro Aktiv!“entgegen. Gut, in gewisser Hinsicht mag ich den Höhepunkt meiner Leistungsfähigkeit überschritten haben, aber der begleitende Wink mit dem „Spontex Wundertuch“geht denn doch etwas unter die Gürtellinie: „Fast unverwüstlich und extrem lange haltbar“ist da zu lesen. Als ob das noch nicht deutlich genug sei, winkt mir dann noch „der Leichte“von Vileda entgegen, seines Zeichens Haushaltshandschuh mit „besonders sensiblem Griff“und „ideal für alle besonders feinen und tastempfindlichen Arbeiten“. Und der Hinweis vermittels der kleingedruckten Inhaltsstoffe – „Na-turlatex und Beschleuniger“– steht offenbar nicht umsonst als Tor zu dunklen Bedürfnisbereichen am Ende dieses semantischen Pfades.

Es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, als die Gefährtin in Zukunft gelegentlich im naturalistischen Wischmopgewand zu überraschen.

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