Kommentar: Chefsache Atomkraft
■ Personalentscheidungen sind oft wichtiger als Sachentscheidungen
Kurz vor und direkt nach der Bürgerschaftswahl haben die abgewählten Herren der SPD – von Voscherau bis Vahrenholt stramm auf Atomkurs – mit der vorzeitigen Verlängerung des Vertrags von HEW-Chef Manfred Timm ein strahlendes Erbe hinterlassen. Denn: Ob Ausstieg in Satzung oder Koalitionsvertrag – weit entscheidender ist, ob die HEW selbst den Willen zur Atomlosigkeit hat.
Da die Stadt sich zur gleichen Zeit von HEW-Anteilen trennte, war diese Personalentscheidung noch bedeutsamer. Gerade wenn es Vahrenholt um eine wirklich parteitagstreue Energiepolitik gegangen wäre, hätte er einen modern denkenden Energiemanager an die Stelle des Atom-Fossils Timm setzen müssen.
Dabei ist Timm ein kluger Kopf. Sein Problem: Er gehört jener technikgläubigen Generation alter Männer an, die in den Kategorien der 60er und 70er Jahre denkt und keinen wirklichen Begriff von den ökologischen Herausforderungen der Zukunft hat. Vahrenholts Personalentscheidung war damit ein energiepolitischer Rückschritt der Sonderklasse.
Der neue HEW-Aufsichtsratsvorsitzende Ortwin Runde, dem es mit dem schrittweisen Ausstieg Ernst ist, und Umweltsenator Alexander Porschke müssen jetzt mit diesem Erbe leben. Eine Schlußfolgerung aber sollten sie ziehen: Es muß endlich Schluß sein mit der klammheimlichen Vergabe zentraler öffentlicher Jobs. Ob HEW, Hochbahn oder Beschäftigungsgesellschaften: Führungskräfte müssen in öffentlichen Ausschreibungen nach politisch diskutierten Kriterien gesucht und gefunden werden. Florian Marten
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