: Die literarische Woche
Heute: Laola-Club
Wenn Mücken ihre Stirn in Falten legen, furchtbar erstaunt sind oder ernsthaft ärgerlich, dann können sich Verhaltensforscher und die besonders Feinsinnigen unter den LiteratInnen gar nicht sattsehen an diesem eindrucksvollen Gesichtsmuskelspiel. Und weil auch berühmte Elefanten in dem unlängst erschienen Ratgeber Das Geheimnis unserer größten Erfolge der Kunst ausgefeilter Mimik ein ganzes Kapitel widmeten, ist die Zeit nun wirklich reif für „Elefanten- und Mückenmimik am Marimbaphon“, wie sie der Laola-Club heute darbieten wird. Außerdem ist der Autor Gordon Roesnik geladen, neue Texte zu lesen. Dazu musiziert Felix Knoth.
Laola-Club, Rentzelstr. 17, 20 Uhr
Heute: Birgit Vanderbeke
Daß sie sich lieben, ist klar. Irgendwie. Auch wenn sie meistens nur still auf umgefallenen Bäumen kauern, statt ordentlich zu Knutschen, wie das Liebende ja so gerne machen. Und so bleibt es rätselhaft, welche Begierde sie denn gemeinsam nach Paris durchbrennen läßt. Denn er hat sowieso Migräne und sie einen Hustenanfall. Die Geschichte von Alberta und Nadan, ihrem verfransten Aneinandervorbeilieben, erzählt Birgit Vanderbeke in ihrem Roman Alberta empfängt einen Liebhaber genau mit dem souveränen und ironischen Ton der Eingeweihten wie er für die gehobene „Frauen-Roman“-Ecke der 90er Jahre fast schon als programmatisch gelten kann.
Lesung, Literaturhaus, Schwanenwik 38, 20 Uhr
Heute: Hans Scheibner
Das Kabarett ist in die Jahre gekommen. Nicht selten laviert es zwischen Protestwitzchen, miesen Kohl-Parodien und abgestandenen Thresensketchen hin- und her. Und ein Titel wie Wer zuletzt lacht, macht das Licht aus von Hans Scheibner schwingt sich in solchen Zusammenhängen dann schon in das weite Feld melancholischer Selbstkritik auf. Buchhaus Weiland Wandsbek, Quarree 8-10, 20. 30 Uhr
Donnerstag: Reinhard Jirgl
Ein Gespensterreigen aus beschädigten Lebensgeschichten. Düster und verwunschen sind die Orte, an denen der Ost-Berliner und Alfred-Döblin-Preisträger Reinhard Jirgl in seinem vielbeachteten Roman Hundsnächte seine Höllenfahrt ins Innere der deutschen Finsternis beginnt. Mitten in der deutsch-deutschen Gegenwart, auf dem Grenzstreifen, vegetiert ein Zombie in einer Ruine. Er will nicht vergessen und kann nicht sterben. Manisch kritzelt er Unverständliches auf angemoderte Tapetenreste, schreibt unermüdlich gegen das eigene Verschwinden an. Ein schwarzer Fiebertraum, geschrieben mit einer bestechenden Mischung aus barocker Üppigkeit und musikalischer Präzision.
Lesung, Literaturhaus, Schwanenwik 38, 20 Uhr
Montag: Lasker-Wallfisch
Anita Lasker Wallfisch liest auf Einladung des Vereins „Gegen das Vergessen“aus ihrem Buch Ihr sollt die Wahrheit erben. Breslau-Auschwitz-Bergen-Belsen.
Lesung, Heinrich-Heine-Buchhandlung, Schlüterstr. 1, 19.30 Uhr
big
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