piwik no script img

Deutsche Bank bunkert 1,4 Milliarden für Asien

■ 9 Milliarden Mark hat die Bank an die Tigerstaaten verliehen. Rückzahlungen sind fraglich

Frankfurt/Main (taz) – Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank genehmigte dem Vorstand gestern Rückstellungen in Höhe von 3,9 Milliarden Mark. Von dieser Risikovorsorge, die das Betriebsergebnis 1997 der Bank um rund ein Drittel verringern wird, sollen 1,4 Milliarden Mark ausschließlich für den Ausgleich drohender Verluste in Asien zur Verfügung stehen. In den Problemländern Süd-Korea, Thailand, Malaysia und Indonesien hat die Deutsche Bank Forderungen aus Kredit- und Margengeschäften von 9 Milliarden Mark: 4,5 Milliarden Mark bekommt sie von Banken und 4,5 Milliarden von Unternehmen. Wegen des dramatischen Währungsverfalls dort können viele Schuldner Zins und Zinseszins für Kredite wohl bald nicht mehr bezahlen. Es drohen Zahlungsverzögerungen – oder gar Totalausfälle.

Den größeren Teil der Rückstellungen will der Vorstand allerdings für die Neuorganisation verwenden. Die Bank müsse auf die sich ändernden Bedingungen zu Beginn des nächsten Jahrtausends ausgerichtet werden. In drei Jahren will der Vorstand die Reorganisation abgeschlossen haben.

Weil die Rückstellungen aufgrund der Asienkrise und der internen Umbauabsichten das Betriebsergebnis und damit auch den Gewinn vor Steuern verringern, zahlt die Deutsche Bank auch weniger Steuern. Das hat Vorstand und Aufsichtsrat offenbar so gut gefallen, daß beide Gremien an der bereits vorher festgelegten Höhe der angekündigten Dividende festhalten wollen: 1,80 Mark pro Aktie. An der Börse kam dieses Signal allerdings nicht so an wie vom Vorstand erhofft. Zum Schluß des Parketthandels war der Kurs der Aktie der Deutschen Bank um rund 2,50 Mark gefallen.

Das Ifo-Institut in München wirft den Banken vor, bei der Kreditvergabe in Asien „mitunter zu großzügig und kurzsichtig“ gewesen zu sein. Das Kreditengagement aller deutschen Großbanken in Ostasien schätzt das Institut auf 123 Milliarden Dollar. Im Gegensatz zur Deutschen Bank plant aber etwa die Commerzbank keine „nennenswerten“ Rückstellungen ein. Die Weltbank hat gestern angekündigt, mit einem „speziellen Hilfsprogramm“ die sozialen Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise in Asien dämpfen zu wollen. Klaus-Peter Klingelschmitt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen