: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Animal Farm - Aufstand der Tiere Großbritannien 1955, R: Halas und Batchelos
„Zeichentrickfilm, der in Form einer Fabel Sinn und Funktionalität von Revolutionen kritisch beleuchtet: die Tiere eines Bauernhofes befreien sich von ihren menschlichen Unterdrückern und übernehmen die Macht, wonach sie jedoch schon sehr bald in ihren eigenen Reihen die alten Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse wiederherstellen. Eine formal und in der pointierten Aussage stellenweise bestechende Bearbeitung des Romans von George Orwell, der vom Autor als Polemik gegen die im Stalinismus endende russische Revolution gedacht war.“(Lexikon des internationalen Films) Gondel
Asche und Diamant Polen 1958, R: Andrzej Wajda, D: Zbigniew Cybulski, Ewa Krzyzewska
„Polen am 8. Mai 1945: Man feiert das Ende des Weltkrieges; aber der Bruderkampf zwischen Nationalpolen und Stalinisten hat eben erst begonnen. Der junge Maciek wird beauftragt, den neu ernannten kommunistischen Bezirks-Sekretär zu ermorden. Das Attentat gelingt, Maciek wird von patroullierenden Soldaten gestellt und verendet auf einer Müllkippe wie ein Tier. Andrzej Wajdas dritter Spielfilm schildert die nationale Tragödie Polens voller Bitterkeit und tragischer Ironie in meisterhafter filmischer Gestaltung.“(Lexikon des internationalen Films) Kino 46
B
Bastard Deutschland/Polen 1997, R: Maciej Dejczer, D: Til Schweiger, Pete Postlethwaite
"Auf dem Sprung in die internationale Karriere hat Til Schweiger sich erst einmal - gegen alle ökonomische Vernunft, mit aller Risikolust - nicht westwärts Richtung Hollywood gewendet, sondern dem wilden Osten zu: Schweiger spielt die Hauptrolle in dieser polnisch-französisch-deutschen Prestigeunternehmung, deren übrige Protagonisten aus England stammen. Ein gefälliges Europudding-Produkt ist dennoch nicht entstanden, denn der polnische Autor und Regisseur Maciej Dejczer ist ein Visionär mit Kraft und Eigensinn. Sein düsteres Kinostück will an den Umsturz vor acht Jahren in Rumänien erinnern, an die kranken und schrecklich verwahrlosten Kinder in Waisenhäusern, deren Bilder damals um die Welt gingen: Der „Bastard“ist ein junger Krimineller, der zwecks Resozialisierung als Helfer in ein solches Horror-Heim kommandiert wird. Dejczers Film erweist sich, was die Konstruktion der verbrecherischen Intrigen angeht, als reichlich konfus, aber couragiert und im Atmosphärischen suggestiv. Schweiger behauptet sich eindrücklich und muß nun hoffen, daß seine Fans auch etwas von seiner Risikolust honorieren.“(Der Spiegel) City
Besser geht's nicht USA 1997, R: James L. Brooks, D: Jack Nicholson, Helen Hunt
„Leute, die Metaphern benutzen, können mir den Schritt schamponieren“- O ja, Melvin Udall (Jack Nicholson) ist ein wahres Herzchen! Das läßt er Leute spüren, die auf seinem angestammten Platz im Restaurant sitzen, ihn fragen, wie's ihm geht oder einfach nur im Weg sind. Drei „Golden Globe“-Auszeichnungen (für Nicholson, Hunt und die Beste Komödie) lassen erahnen, wie gut diese hundsgemeine, herzerweichende Liebesgeschichte ist. Absolutes Highlight bleibt aber Jack Nicholson als „Rain Man“mit mieser Laune, zweifellos eine dankbare Rolle, die ihm perfekt paßt. Eigentlich ist dem Titel nichts hinzuzufügen: Besser geht's nicht!“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos
The Blackout USA 1997, R: Abel Ferrara, D: Matthew Modine, Beatrice Dalle, Claudia Schiffer
„Mit „Jekyll und Hyde“hat Ferrara Matty, die Hauptfigur von „The Blackout“verglichen - mir kommt er eher vor wie Mr. Hyde ohne Dr. Jekyll. Matty ist ein großer Filmstar, fast immer zugeknallt mit Drogen und Alkohol, ein ständiges Highsein, das nur den Stillstand seiner Beziehungen übertüncht. „The Blackout“macht den Zuschauer zum Beteiligten dieser Selbstzerstörung, dem Mißbrauch des Körpers und den Qualen, die daraus erwachsen. Wo es in „Bad Lieutenant“und „Snake Eyes“immer wieder Momente gab, in denen die Kamera auf Distanz ging, da sitzt sie hier gewissermaßen im Kopf des Protagonisten. Erinnerungsfetzen, montiert aus Überblendungen und Doppelbelichtungen, füllen immer wieder die Leinwand. Dabei demontiert Ferrara alle Sicherheiten, wenn er das „Sex-Symbol“Beatrice Dale nie beim Sex zeigt und Fotomodell Claudia Schiffer mit ihrem Gesundheitstick etwas ganz und gar Unwirkliches hat.“(epd-film) Atlantis
Broken Silence Schweiz 1995, R: Wolfgang Panzer, D: Martin Huber, Ameenah Kaplan
„Der Regisseur Wolfgang Panzer schickt einen Kartäusermönch aus seinem schweizer Kloster in die weite Welt hinaus und läßt ihn zusammen mit einer afroamerikanischen Globetrotterin mit Taxi, Bus, Bahn und Schiff durch Indien und Indonesien reisen. Ohne festes Drehbuch fuhren die beiden Schauspieler mit einem kleinen Filmteam die Reiseroute des Films entlang und zusammen entwickelten sie die einzelnen Szenen, je nach den Gegebenheiten und ihren Entdeckungen an den einzelen Drehorten. Alle wirklich guten Road-Movies haben solch einen dokumentarischen Kern“(hip) Cinema
C
Der Campus Deutschland 1997, R: Sönke Wortmann, D: Heiner Lauterbach, Axel Milberg, Barbara Rudnik
„Professor Dietrich Schwanitz wird zufrieden sein. Seinen Roman über die verkommenen Zustände an deutschen Universitäten - statt Lehre, Bildung und Wissenschaft herrschen Karrieregeilheit und Radikal-Feminismus - verfilmte Sönke Wortmann recht brav und bieder, wie einen bunten Werbeclip für den Studentennachwuchs - ganz im Sinne des Buchs.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kino, Casablanca (Ol)
Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger
Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Und im großen und ganzen hat Vilsmaier auch alles richtig gemacht. Dabei hat er natürlich geglättet: Die böse Pointe, daß die arischen Bandmitglieder ihre jüdischen Partner nach deren Emigration in die USA wegen Verdienstausfalls verklagten, verschweigt er uns. (hip) Schauburg, City, Casablanca (Ol)
Cop Land USA 1997, R: James Mangold, D: Sylvester Stallone, Robert De Niro, Harvey Keitel
Ja, ich weiß: Kein auch nur halbwegs geschmacksicherer Kinogänger tut sich einen Film mit Sylvester Stallone an. Die Frage, ob er überhaupt ein Schauspieler, oder nur ein selbstherrlicher, waffenschwingender Selbstdarsteller ist, beantwortete sich bisher in seinen Filmen wie von selber, doch jetzt ist es ihm gelungen, alle zu verblüffen. Denn in „Cop Land“SPIELT er einen fetten, ziemlich tumben Kleinstadtsheriff, der in eine Sache gerät, die eindeutig ein paar Nummern zu groß für ihn ist. Und wenn er am Schluß dann doch nach den Pistolen greift, hat er dabei nichts mehr von seiner penetranten Action-Helden-Pose. Dazu hat er sich, wie einst De Niro in „Raging Bull“, eine beachtliche Wampe angefressen, sodaß „Cop Land“inzwischen unter dem inoffiziellen Titel „Fat Man Walking“läuft. (hip) Filmstudio, Ufa-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
D
The Delinquents Australien 1990, R: Chris Thomson, D: Kylie Minogue, Charlie Schlatter / Originalfassung ohne Untertitel
„Australien in den fünfziger Jahren. Zucht, Ordnung und Spießigkeit sind die Norm, und wehe dem, der aufmuckt. Lola und Brownie haben ihre eigenen Träume und Vorstellungen. Beide lassen es sich nicht gefallen, daß ihnen ein anderes Weltbild aufgedrückt werden soll. Als sie sich leidenschaftlich ineinander verlieben, gehen sie gemeinsam fort, doch Gesetze und Eltern holen sie wieder ein. Nicht jeder Videoclip-Star hat auch Schauspieltalent, doch Kylie Minogue hat es wirklich. Was Lola denkt, fühlt und tut, das alles erlebt man mit ihr, spürt diese wahnsinnige Wut, Ohnmacht und Sehnsucht. Chris Thomson beweist ein außergewöhnliches Gespür für atmosphärische Tiefe in seinem Film, niemals wirkt hier etwas kitschig, künstlich oder überzogen.“(Birgit Heidsiek) Kino 46
Dizzy, lieber Dizzy Deutschland 1996, R: Steffi Kammermeier, D: Antonia Reß, Max Riedel
„Die junge Mimmi kämpft, zusammen mit der schrulligen Sippe, gegen einen Kosmetikfabrikanten, der liebe Tiere in bösen Versuchslaboren quält. Dieser Kinderfilm, gutgemeint doch schlecht gemacht, bleibt in dere Figurenzeichnung flach und unergiebig.“(tip) Kino 46, Atlantis
E
Der Eissturm USA 1997, R: Ang Lee, D: Kevin Kline, Sigourney Weaver
Was macht ein Regisseur nach solch einem triumphalen Welterfolg wie „Sinn und Sinnlichkeit“? Die meisten Filmemacher würden den einfachsten Werg gehen, und sich als Spezialisten für sensible Kostümschinken etablieren. Ang Lee ist mutiger sowie geschickter, und inszenierte mit „The Ice Storm“das absolute Gegenstück zu seinem letzten Film. Statt der sonnigen Wiesen im England des 19. Jahrhunderts zeigt er uns nun das winterlich-graue Amerika der 70er Jahre. Vom ersten Bild eines von Eiszapfen starrenden Vorortszuges an ist das Eis die übermächtige Metapher für diese erstarrte Gesellschaft. In den etwas feineren Vororten von New Canaan, Conneticut scheinen 1973 die Kinder reifer zu sein als ihre Eltern. Präsident Nixon, die Vaterfigur der Nation, wurde gerade des Lügens überführt, und die Erwachsenen probieren solche neumodischen Verhaltensweisen wie Partnertausch oder Ladendiebstahl aus. Der Film wirkt manchmal geradezu besessen von Zeit und Raum, selbst auf Kosten des Erzählflusses. Man bekommt eher kleine Einblicke in das Leben zweier Mittelklassefamilien als eine genau definierte Geschichte. Dafür ist die Ausstattung perfekt abgestimmt mit viel Polyester, potthäßlichen Frisuren, Wasserbetten und Cordanzügen. Auf den ersten Blick wirkt „Der Eissturm“grau und abweisend, aber Lee bewahrt auch hier seinen freundlich-ironischen Touch, der den ewigen Winter des Films erträglich macht. (hip) Atlantis
F
Free Willy 3 USA 1997, R: Sam Pillbury, D: Jason James Richter, August Schellenberg
„Mittlerweile zum drittenmal ist Riesensäuger Willy der beste Freund des Menschen. Keine Freunde machen sich hingegen all die Kids, die ihre Eltern dafür mit ins Kino schleppen.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kino
G
Ganz oder Gar nicht Großbritannien 1997, R: Peter Cattaneo, D: Robert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy
„Weil nackt zu tanzen immer noch besser ist als arbeitslos rumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasetruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubringen – spöttisch, komisch und sentimental.“(Der Spiegel) Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)
Der Gejagte USA 1997, R: Paul Schrader, D: Nick Nolte, Sizzy Spacek, James Coburn
„Ein Paul Schrader-Film kann nicht gut ausgehen. Kaputtmachen, was einen kaputt macht, bleibt am Ende die einzige Lösung für seine Helden. Angesiedelt in der fiktiven Kleinstadt Lawford in Neu-England, die während der gesamten Dauer des Filmes unter einer dichten Schneedecke gleichsam begraben scheint, erzählt er die Geschichte des Dorfpolizisten Wade Whitehouse und seines verkorksten Lebens. Das Fremdwerden geläufigster Lebens- und Umgangsformen treibt Schrader systematisch voran: Begleitet von stetig ärger werdenden Zahnschmerzen und regelmäßigem Alkoholkonsum, kann Wade nicht einmal den Straßenverkehr für Schulkinder regeln, ohne in einen ihn existentiell beschäftigenden Konflikt mit einem Falschfahrer zu geraten. Der alternde Nick Nolte gibt der Figur des Wade jene Täppigkeit, wie sie Männern eigen ist, die so lange nicht wußten, wohin mit der natürlichen Kraft ihres Körpers, bis sie sich von außen nach innen verkantet hat. Daß Wade seine Kraft bereits vor Einsetzen der Filmhandlung verloren hat, nimmt dem „Gejagten“jene verzweifelt-manische Wucht, die Schraders Werk oft durchzieht.“(epd-film) Atlantis
George - der aus dem Dschungel kam USA 1997, R: Sam Weisman, D: Brendan Fraser, Leslie Mann, Richard Roundtree
„Auf wenig Anspruch, aber viel Albernheit setzt Regisseur Sam Weismann in seiner Klamotte, die auf der Cartoonserie „George of the Jungle“basiert, die in den 60er Jahren Tarzan zum Depp machte. Deren running gag bestand darin, daß sich der Affenmensch mit jeder Liane an den nächstbesten Baum schwang und den Abdruck seiner Körperkonturen in der Rinde hinterließ. Auch Brendan Fraser läßt in der Spielfilmversion keinen Stamm aus. Die Story ist dabei schnuppe: Was zählt, ist Situationskomik, und vor der gibt es viel, wenn sich George erst mit den Tücken des Urwalds und dann mit denen der Zivilisation herumplagt. Wenn Fraser als treudoofer Trottel vom Dienst im Lendenschurz mit seinem Haustier (einem computeranimierten Elefanten, der wie ein Hund bellt und mit dem Schwanz wedelt) durch die Gegend tapst, ist der Spaß gebongt.“(Bremer) UT-Kinocenter, UFA-Stern, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)
Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams
„Der junge Will Hunting jobbt als Putzhilfe an der Uni. Nachts löst er dort nebenbei die schwierigsten Mathematik-Aufgaben, die auf der Tafel noch übriggeblieben sind. Professor Lambeau erkennt das Genie, das in dem Jungen steckt. Doch der wilde Will aus der Vorstadt prügelt sich lieber mit seinen Arbeiter-Kumpels. Des Lehrers letzte Hoffnung ist sein einstiger College-Kollege Sean McGuire, ein Psychiater-Freak. Zwischen dem traumatischen Teenie und dem schrägen Therapeuten entwickelt sich ganz langsam eine Vater-Sohn Freundschaft. Die Geschichte riecht nach Schmalz und Tränendrüsendrücker. Daraus hätte Hollywood eine Seifenoper vom verstörten Genie gedreht. Doch ein Gus van Sant (“Drugstore Cowboy“, „My Private Idaho“) kennt bekanntlich keinen Kitsch. Wichtiger als die Geschichte sind ihm seine Figuren. Mit Matt Damon und Robin Williams hat er zwei charismatische Schauspieler gefunden, die sich bei ihren Streitereien zu atemberaubenden Höchstleistungen aufstacheln.“(Bremer) Schauburg
Gridlock'd USA 1996, R: Vondie Curtis Hall, D: Tupac Shakur, Tim Roth /Originalfassung mit Untertiteln
„Auf einer Bank im Detroiter Krankenhaus lümmeln zwei Junkies, ihre Freundin liegt im Drogenkoma. Der Schreck darüber sitzt tief, Spoon (Rapper Tupac Shakur, kurz nach Drehschuß erschossen) und Stretch (Tim Roth) beschließen, sich dem öffentlichen Entziehungsprogramm anzuvertrauen. Das aber ist ähnlich unerreichbar wie Kafkas Schloß und so betrachtet das bürokratiegeschädigte Publikum voller Anteilnahme die beiden tapferen Drogisten, die nicht nur einer gestreßten Obrigkeit, sondern auch Killer-Dealern in die Quere kommen. Vondie Curtis Regiedebüt ist so lebendig und wahnwitzig wie seine Helden, die nie, trotz mieser Realität, in Selbstmitleid ersticken.“(Der Spiegel) Kino 46
H
Hana - Bi Japan 1997, R: Takeshi Kitano, D: Takeshi (Beat) Kitano, Kayoko Kishimoto
„Hana - Bi“(Feuerblume) scheint auf den ersten Blick eine typische Genre-Produktion mit Polizisten, Yakusa, Schießereien und Verfolgungen zu sein. Aber auf eine zuerst irritierende, und dann immer stärker faszinierende Weise inszeniert der Regisseur gegen die Erwartungen. Langsam rückt dabei das Verhältnis des von Kitano selbst gespielten Detektivs Nishi zu seiner an einer tödlichen Krankheit leidenden Frau in den Mittelpunkt. Mal scheint ein tödlicher Schuß ewig zu dauern, mal bewegen sich die Akteure so artifiziell und statisch wie im Kabuki-Theater, dann wird das Verhältnis des Detektivs zu seiner Frau wieder zärtlich, komisch durch Altagssituationen beschrieben. Am meisten erinnert dieser cool- meditative Stil noch an die Zen-Thriller des französischen Filmemachers Jean-Pierre Melville - wie etwa „Le Samourai“. Die feine Ironie besteht nun darin, daß „Hana-Bi“wie die Rückkehr von dessen existenzialistischen Schwertkämpfer nach Japan wirkt.“(hip) Cinema
Hercules USA 1997, R: Ron Clemens
„Dies ist nach dem eher ernsthaften „Glöckner von Notre Dame“eine Rückkehr zum süßlich-komischen Stil von „Die Kleine Meerjungfrau“und „Aladin“. Es ist natürlich völlig anders als alles, woran wir uns aus der antiken Heldensage erinnern: Sehr amerikanisch, laut und vulgär, aber halt auch ein großer Spaß. Zeus, der in der griechischen Mythologie ja eher ein Serien-Vergewaltiger war, wird uns hier etwa als liebender Familienvater vorgeführt, und das Happy End läßt „Herc“, wie er genannt wird, mit seiner Freundin Megara glücklich werden, während wir doch in der Schule gelernt haben, daß er wahnsinnig wurde und Megara sowie alle seine Kinder umbrachte.“(Christopher Tookey) UT-Kinocenter, Schauburg
Die Hochzeit meines besten Freundes USA 1997, R: P.J. Hogan, D: Julia Roberts, Dermont Mulroney, Cameron Diaz, Rupert Everett
„Dies ist ein äußerst komischer Film, der von vielen Kritikern in den USA und England völlig falsch verstanden wurde. Wie die meisten meiner Kollegen habe auch ich mich in den letzten Jahren über Julia Roberts mokiert, aber hier gibt sie ein brilliante Leistung als komische Schauspielerin. Dies ist eine „screwball comedy“, und bei den Versuchen, auf fürchterlichen und irrsinnigen Umwegen ihre große Liebe zu erobern, stellt sich Julia Roberts auch nicht absurder an als Cary Grant in „His Girl Friday“auf der Jagd nach Rossalind Russel. Es scheint nur viele zu stören, daß diesmal ausnahmsweise mal die Frau die aktive Rolle spielt. (Christopher Tookey) UFA-Stern, UT-Kinocenter,/ Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast
I
Im Auftrag des Teufels USA 1997, R: Taylor Hackford, D: Keanu Reeves, Al Pacino
„Wie ehedem Tom Cruise als Anwalt in „Die Firma“bekommt der junge Strafverteidiger Keanu Reeves ein Angebot, das er kaum ausschlagen kann. Der charismatische Al Pacino lockt ihn in seine New Yorker Kanzlei. Doch dieser scheint mit dem Teufel im Bunde zu sein. Regisseur Hackford und Drehbuchautor Tony Gilroy haben tief in den Fundus der Kulturgeschichte gegriffen, um ein Bild von der Faszination des Bösen in unsere heutigen Welt zu schaffen - Goethes „Faust“, „Rosemaries Baby“, sogar Darth Vader läßt sich entziffern. Großartige Bilder und Darsteller, inklusive eines völlig entfesselten Al Pacino, unterstützen eine Story, die den Zuschauer auf geradezu teuflisch geniale Weise an der Nase herumführt.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, Muwi (Ol)
In & Out USA 1997, R: Frank Oz, D: Kevin Kline, Tom Selleck, Joan Cussack, Matt Dillon
"Der propere Gymnasiallehrer Howard (Kevin Kline) sitzt eines Abends mit seiner Dauerverlobten Emily (wunderbar: Joan Cussack) vor dem Fernseher und muß erleben, wie ein ehemaliger Schüler den Oscar erhält - und Howard öffentlich als Vorbild-Homo preist. Den überrascht das selbst am allermeisten. Daß er schwul ist, davon will er partout nichts wissen. Den Wirbel, der nach der Offenbarung ausbricht, spickt der Film reichlich mit Gags, Seufzern und Seelenbalsam: ein schmissige Fabel über Homos und Heteros, Kleinstadtklatsch und unwiderstehliche Disko-Rhythmen. „In & Out“ist Frank Capra in Rosarot.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos ((Ol)
J
Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit
„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
K
Kuhle Wampe Deutschland 1932, D: Slatan Dudow, D: Hertha Thiele, Ernst Busch
„Kuhle Wampe“war der einzige eindeutig kommunistische Film der Weimarer Republik. Nach seinem Erscheinen wurde der Film von der Zensur verboten, weil er angeblich den Reichspräsidenten, die Justiz und die Religion beleidige. Nach heftigen Protesten von Künstlern und Kritikern und einigen Schnitten wurde das Verbot aufgehoben. Brecht machte später dem Zensor das ironische Kompliment, er sei einer der wenigen gewesen, die den Film wirklich verstanden hätten. Er habe z.B. ganz klar gesehen, daß der Selbstmord des jungen Arbeitslosen nicht individuell, sondern „typisch“gemeint sei.“(Reclams Filmführer) Kino 46
L
Lebe lieber ungewöhnlich Großbritannien 1997, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Cameron Diaz, Holly Hunter
„Es gibt einige Momente in „Lebe lieber ungewöhnlich“, bei denen es möglich wird, die sexy, surrealistische Komödie zu erkennen, die Regisseur Danny Boyle und Drehbuchautor John Hodge wohl gerne gemacht hätten. Aber mit schlechtem timing, unzusammenhängend und uneben, ist dieser so ambitionierte Film nur faszinierend im Umfang seines Scheiterns. Mit dem Abschied von den makaberen Späßen ihrer ersten beiden Filme „Kleine Morde unter Freunden“und „Trainspotting“versuchten die beiden, ihren modischen, subversiven Pop-Stil in ein neues Genre zu verpflanzen: die Screwball-Romanze als Comic. Eingezwängt irgendwo zwischen die klassischen Hollywood-Komödien „A Matter of Life and Death“und „It Happened One Night“folgt der Plot den ausgetretenen Wegen des irrwitzigen Pärchens auf der Flucht. Durch Klassenschranken und Temperament getrennt, sind Ewan McGregor's Pförtner und Cameron Diaz's reiches Mädchen eine Rückkehr zu Gable und Colbert, aber während Capras Paar von Witz und dem Schwung gieriger Leidenschaft zischt, wirken McGregor und Diaz wie ein Paar naßgewordene Knallfrösche.“(Sight and Sound) Schauburg, Ufa-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Das Leben ist ein Spiel (Rien ne va plus)Frankreich/Schweiz 1997, R: Claude Chabrol, D: Michel Serrault, Isabelle Huppert, Francois Cluzet
„Rien ne va plus? Von wegen, bei Claude Chabrol geht immer mehr. Auch in seinem 50. Film zeigt der mittlerweile 67jährige Klassiker des französischen Kinos, daß er wie eh und je zu den Meistern seines Fachs zählt. Nach selbst verfaßtem Drehbuch schickt er zwei seiner Lieblingsschauspieler in ein krimikomödiantisches Fondue für Feinschmecker. Isabelle Huppert und Michel Serrault bilden das erfolgreiche Gauner-Gespann Betty und Victor, das sich mit raffinierten Trickbetrügereien das eigene Portemonaie füllt. Mit pointierten Dialogen, dreisten Wendungen und sogar einer schweißtreibenden Folterszenen zu Opernmusik würzt der Oldie but Goldie sein skurriles Jubiläumswerk um ein schrulliges Betrügerpaar, das sich in seinen Bluffs verheddert und erfahren muß, daß eine Stricknadel auch ins Auge gehen kann. Aber so ist er, unser Chabrol: Immer ein wenig durchtrieben.“(Bremer) Gondel
M
Marius und Jeanette Frankreich 1997, R: Robert Guediguians, D: Ariane Ascaride, Gerard Meylan
„Es war einmal eine alleinerziehende Kassiererin, die stahl zwei Eimer Farbe in einer verlassenen Zementfabrik. Als sie dabei vom hinkenden Aufseher erwischt wurde, verliebte sich dieser in die arme Frau. Der Film, in seiner Heimat zum Publikumsliebling avanciert, verbindet die leichtfüßige Love-story mit schmachtender Sozialkritik. Bisweilen schrammt die plakative Botschaft dabei hart am Ploitkitsch vorbei. Sehr viel gelungener dagegen die Konstellation der Figuren: liebenswerte Leutchen, fast wie im richtigen Leben. Mit dem kleinen, märchenhaften Unterschied, daß die Helden hier unverwüstlicher sind und mit List und Heiterkeit den Tücken ihres grauen Alltags optimistisch entgegentreten: der undiskrete Charme des Proletariats.“(Bremer) Cinema, Casablanca (Ol)
Der Morgen stirbt nie Großbritannien 1997, R: Roger Spottiswoode, D: Pierce Brosnan, Jonathan Pryce, Michelle Yeoh
Der Witz bei den Bond Filmen besteht darin, daß die immer gleichen Zutaten einerseits genau wie in den Vorgängern und dann doch anders, frischer, gewagter serviert werden müssen. Dieser beginnt mit einer Enttäuschung: Es gab noch nie solch einen schlechten Titelsong wie den von Sheryl Crow gewimmerten. Aber dafür sind die Autojagd, die waffentechnischen Spielereien und das Finale, bei dem Bond wieder in letzter Sekunde den Weltkrieg verhindern muß, hier so rasant und pfiffig inszeniert, wie schon lang nicht mehr. Sogar aus der ständigen Produkt-Werbung vom BMW konnte Regisseur Spottiswoode Kapital schlagen, und so fahren sich die Bösewichter in ihrem Mercedes ausgerechnet in ausgestreuten Daimler-Sternen die Reifen kaputt. (hip)
UFA-Stern
Mutters Courage Deutschland/Großbritannien 1995, R: Michael Verhoeven, D: George Tabori, Pauline Collins
„Wenn dieser Regisseur nur nicht soviel Angst vor Mutters Courage hätte, die die Courage und die Rettung einer Einzelnen ist. Ganz alleine steht Pauline Collins als Elsa Tabori 1944 in Budapest auf dem Bahnhof. Und dann läßt Verhoeven sie mit ihrem Judenstern über den heutigen Kurfürstendamm laufen - antifa-vollkompatibel und pädagogisch wertvoll, und den bayrischen Filmpreis hat es auch schon eingebracht.“(taz) Atlantis
N
Nix zu verlieren USA 1997, R: Steve Oedekerk, D: Tim Robbins, Martin Lawrence, Kelly Preston
„Was passiert, wenn ein arbeitsloser schwarzer Familienvater einen weißen Geschäftsmann überfällt, den aber die Pistole gar nicht schreckt, weil ihm alles egal ist, seit er seine Frau mit einem anderen im Bett gesehen hat? Dann beginnt eine wundervolle kriminelle Freundschaft - wie die zwischen dem Schwarzen T. (Martin Lawrence) und dem Weißen Nick (Tim Robbins). Regisseur Oederkerk stürzt seine Protagonisten in ein schwungvolles Buddy-Movie mit coolem HipHop-Soundtrack, aus dem sie mit fulminantem Situations- und Wortwitz herauskommen.“(TV-Spielfilm)UT-Kinocenter
O
Oscar Wilde Großbritannien 1997, R: Brian Gilbert, D: Stephen Fry
Eine filmische Biographie des berühmten Dichters, Dandies und Schwulen. Aufstieg und Fall und dazu einige seiner witzigsten Sprüche - all das sehr geschmackvoll und mit Pfiff inszeniert. Aber der Film wäre nicht viel mehr als ein weiteres „Biopic“mit allen Vor- und Nachteilen des Genres, wenn Stephen Fry nicht die Rolle seines Lebens gefunden hätte. Der englische Schauspieler und Schriftsteller ist eine ähnlich schillernde und exzentrische Persönlichkeit wie Wilde. Wenn ihm die Kritiken zu einem seiner Theaterauftritte nicht passen, verkriecht er sich schon einmal heimlich nach Paris, und alle englischen Medien rätseln tagelang, wo und ob er wieder auftauchen wird. Er brauchte für diese Rolle also kaum zu schauspielern, und doch wird in London schon heftigst spekuliert, ob er nicht der nächste Engländer ist, der seinen amerikanischen Kollegen einen Oscar wegschnappt. (hip) Filmstudio
P
Pippi Langstrumpf Schweden/Deutschland 1997, R: Clive Smith
„Ich hab ein Haus, ein Äffchen und ein Pferd...“Wer jetzt noch nicht mitsummt, sollte sich vielleicht ernsthaft fragen, wie und womit er seine Kindheit verbracht hat. Obwohl: eine moderne Zeichentrickversion „unsere“Pippi? Da halten wir's doch lieber mit dem „Highländer“: Es kann nur eine(n) geben!“(TV-Spiefilm) City, Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Postman USA 1997, R: Kevin Costner, D: Kevin Costner, Olivia Williams, Wil Patton
„Postman, zu deutsch der „Briefträger“ist anno 2013 durch einen postapokalyptischen Wilden Westen als Hoffnungsträger unterwegs: Elektrisches Licht funktioniert zwar erstaunlicherweise auch nach dem Atomkrieg noch, doch in den Dörfchen der Überlebenden herrschen Mutlosigkeit und Angst vor einem Räuberhäuptling namens Bethlehem. Da bewirkt der Briefträger auch als Samenspender Ermunterung. Doch dann muß er mit der schwangeren Braut vor dem Wüterich Bethlehem fliehen wie die Heilige Familie höchstselbst. Das Messiasmädchen aber, das am Ende auf die Welt kommt, bekommt den Namen „Hoffnung“. Halleluja! Kevin Costner, der früher mit dem Wolf tanzte, ist nun nach „Waterworld“abermals als missionarischer Menschheitsretter im Einsatz, diesmal auch dreieiniger Star-Regisseur-Produzent, und er bewährt sich über drei Kinostunden als Breitwand-Landschafts-Pathetiker, dem unentwegt ein 100-Mann-Symphonieorchester beisteht, um sein patriotisches Credo hochzujubeln. Fazit: Es gibt auch Filme, die vor lauter Eitelkeit nicht laufen können.“(Der Spiegel) UFA-Stern, Passage (Del)
Der Prinz und der Prügelknabe USA/GB/Deutschland 1994, R: Syd Macartney, D: Truan Munro, Nic Knight
„Der Sohn aus einem Könighaus irgendwann im 18. Jahrhundert ist ein Ekelpaket. Die Folgen seiner Streiche muß Prügelknabe Tommi ausbaden. Das königliche Original und sein Ersatzmann werden durch eine abenteuerliche Entführung zu Freunden. Und alles wird gut, wie eben in einem Märchen üblich.“(tip) UFA-Palast
R
The Road to Wellville USA 1994, R: Alan Parker, D: Anthony Hopkins, Bridget Fonda, Matthew Broderick / Originalfassung ohne Untertitel
In this Adaptation of T. Caraghessan Boyle's novel we are finally allowed to poke fun at all the cults of healthy living. Anthony Hopkins plays the fanatic Dr. John Harvey Kellogg, who actually invented peanut butter and the corn flake, and who reigns at the turn of the centuries as a guru of „biological life“in his sanatorium, which he modestly descibes as „the healthiest place on earth“. With a goatee and Bugs-Bunny-teeth this ruler over the digestive tracts of his disciples acts like a frightening power of nature. The adventures and tortures of Kellogg and his victims, who are treated with absurd cures, diets and devices, presents Parker with sarcastic wit in this bonfire of the health-crazy vanities. (hip) Kultursaal der Angestelltenkammer
S
Die Salzmänner von Tibet Deutschland 1997, R: Ulrike Koch
„Wo die Luft fast zu dünn ist zum Atmen, können nur Yaks durchatmen und jene Menschen, die mit der Atemtechnik der Buddhisten vertraut sind. Die Drokpas zum Beispiel, Hirten-Nomaden im nördlichen Tibet, die sich über Generationen an das unwirtliche Klima im Himalaya-Hochland anpassen konnten. Ulrike Koch hat es unternommen, ihre Tradition zu dokumentieren, bevor die moderne Zivilisation dem Nomadenvolk die natürlichen Ressourcen streitig macht. (epd-film) Cinema
Siddhartha USA 1972, R: Conrad Rooks, D: Shashi Kapoor, Simi Garewal
„Ein glitzernder, spielfilmlanger Werbespot, dessen Ursprung Hesses Roman über den schönen Brahmanen ist, der sich auf die Reise begibt, um nach der Wahrheit zu suchen. Von einem Freund mit einem Babygesicht begleitet, flippt er mit den Sadhus im Wald aus, hört Buddah in seiner Höhle zu, vögelt als Silhouette mit einer reichen Kurtisane und macht als Kaufmann viel Geld. Er steigt dann wieder aus und findet die Erleuchtung als Fährmann. Wohl kaum einer wird aus dem Kino gehen ohne Hesses Botschaft begriffen zu haben, daß es keinen sicheren Weg zur Wahrheit gibt, daß suchen heißt, nicht zu finden, und daß „alles auf dem Rad des Lebens wiederkehrt“.“(Time Out) Atelier
Sieben Jahre in Tibet USA 1997, R: Jean-Jaques Annaud, D: Brad Pitt
„Den Stoff, aus dem die klassischen Monumentalfilme sind, liefert die Autobiographie des österreichischen Bergsteigers Heinrich Harrer: 1943 gelingt ihm die Flucht aus britischer Kriegsgefangenschaft in Nordindien. Er schlägt sich nach Tibet durch. In der für Fremde verbotenen Stadt Lhasa gewinnt er die Freundschaft des jungen Dalai Lama. Während er dem aufgeweckten kleinen „Gottkönig“alles über die Welt jenseits des Himalaya beibringt, färbt die buddhistische Lebens- und Denkweise seiner Gastgeber auf den arroganten Egomanen Harrer ab. (TV-Spielfilm) City
Spice World - der Film Großbritannien 1997, R: Bob Spiers, D: Spice Girls, Richard E. Grant
„1997 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem die Spice Girls über uns kamen. Selbst wer ihre Musik konsequent mied, traf spätestens im Supermarkt auf die penetranten Gewürzgirlies: In Form von Spice-Girls-Parfüm, Spice-Girls-Puppen, Spice-Girls-Kuchen, Spice-Girls-Chips usw, usw. Jetzt droht auch noch der Film. Im Branchenjargon nennt man das Produktdifferenzierung. Nur schmeckt die vorgeblich scharfe Girl Power so fade wie abgestandene Kartoffelchips: Mehr ein Blondinenwitz im Fünferpack als Revolution in Barbie-World. (taz) UFA-Palast
Starship Troopers USA 1997, R: Paul Verhoeven, D: Casper Van Dien, Dina Meyer
„Wer unvorbereitet in diesen Film geht und nicht mehr erwartet als Zoff mit außerirdischen Killerkakerlaken, wird, ziemlich verstört, ein Meisterwerk faschistischer Lichtspielkunst entdecken. Er wird dasitzen und sagen: „Das kann doch nicht - darf doch nicht - ernst gemeint sein.“Verhoeven nahm sich Propagandafilme des zweiten Weltkriegs zum Vorbild und übersetzte stur deren simpel gesticktes Rollenbild. Das Ergebnis, dachte er wohl, müsse zwangsweise groteske Überzeichnung sein, Satire eben, Karikatur. „Starship Troopers“ist eine düstere Zukunftsvision, perfide getarnt durch leuchtend helle Farben. Eine wunderbare Klamotte für aufgeklärte Zuseher. (Der Spiegel) City, UT-Kinocenter, Gloria (Del), Waal- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)
T
Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet
„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen - im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story. Camerons „Titanic“ist eine suggestive Zeitreise, eine Reise auch in eine betonierte Klassengesellschaft. Den Gegensatz zwischen oben und unten, Erster und Dritter Klasse, läßt Cameron ausspielen: maliziöser Snobismus und aufgeräumtes Palaver hier, trunkener Tanz und schwitziges Armdrücken dort. Den Bildern ist keine explosive Kraft, eher eine implodierend Qualität eigen. Hierin liegt die Überraschung des Films - und sein ästhetischer Reiz. (epd-Film) Europa, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)
Tomorrow never dies Großbritannien 1997, R: Roger Spottiswoode, D: Pierce Brosnan, Jonathan Price, Michelle Yeoh / Originalfassung ohne Untertitel
Der neue James Bond im Original. Kurzkritik siehe bei „Der Morgen stirbt nie“. UFA-Palast
Tootsie USA 1982, R: Sydney Pollack, D: Dustin Hoffman, Jessica Lange / Originalfassung ohne Untertitel
„Marvellous fun. Dustin Hoffman is both the hero an the target of this satirical farce about actors. He plays a brilliant „uncomproising“Ney York actor, whom no one wants to hire because he makes things hell for everybody. When his girlfriend (Tery Garr) goes up for an audition for a role in a soap and is rejected, he makes himself up as a woman, presents himself as „Dorothy Michaels“and lands the job. And he finds himself when he's Dorothy - not because he has any secret desire to be a woman but because when he's Dorothy he's acting. He's such a dediated, fanatical actor that he comes fully alive only when he's playing a role - you can see it in his intense, glittering eyes. Director Sydney Pollack does some of his best work yet in the opening sequences - a crackling, rapid-fire presentation of the hopes versus the realities of out-of-work actor's lives.“(Pauline Kael) Kultursaal der Angestelltenkammer
Das Trio Deutschland 1997, R: Hermine Huntgeburth, D: Götz George, Christian Redl, Jeanette Hain
„Sie klauen zusammen und leben zusammen: das alternde Schwulenpärchen Zobel und Karl sowie Zobels Tochter Lizzi. Das skurrile Dreiecksverhältnis gerät aus den Fugen, als Karl stirbt und Lizzi einen jungen Typen als Ersatz anschleppt. Aus der sanften Groteske droht ein Mordsmelodram zu werden, doch Hermine Huntgeburth (“Gefährliche Freundin“) weiß es stets zu verhindern, daß die Gefühle größer als die Figuren werden. Die Schauspieler dürfen über sich hinauswachsen - vor allem George als hemmungslose Schwuchtel und Sherry Hormanns „Cellistin“-Entdeckung Jeanette Hain“. (Focus) City
12 Monkeys USA 1995, R: Terry Gilliam, D: Bruce Willis, Madeleine Stowe, Brad Pitt
Im Jahr 2035 vegetieren die wenigen Überlebenden in einem ewig dunklen Unterwelt-System, und der Häftling James Cole wird mit einer klapprigen Zeitmaschine in die Vergangenheit geschickt, um dort den Ursprung der Apokalypse zu untersuchen. Gilliam schlägt hier soviel irrwitzige Haken, daß man bis zur letzten Szene nie genau weiß, was man da eigentlich ansieht: einen Fiebertraum, ein Menetekel oder einen futuristischen Thriller. (hip) Gondel, Atelier
V
Vom Winde verweht USA 1939, R: Victor Flemming, D: Vivien Leigh, Clark Gable
„Das große Bürgerkriegs-Epos von Margaret Mitchell, ein literarischer Sensationserfolg, wurde von Victor Flemming aufwendig und sorgfältig verfilmt, so daß ihm an den Kinokassen ein vergleichbarer Erfolg beschieden war. Jahrzehntelang galt „Gone with the Wind“als größter Kinoerfolg der Filmgeschichte. Grundlage dafür war nicht nur die Beliebtheit der literarischen Vorlage. Dem Film war es bei einer Laufzeit von rund dreieinhalb Stunden gelungen, den Handlungsreichtum und die Vielfalt der Personen in prächtigen Schaubildern und durch gute schauspielerische Leistungen lebendig zu machen. Einzelne Szenen, wie etwa die Schlacht um Atlanta, waren nicht ohne Größe und bezeugten filmisches Geschick.“(Reclams Filmführer) Gondel
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