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Kleinere Parteien werden durch das Wahlsystem benachteiligt

Die heute in Indien beginnende Wahl der 543 Abgeordneten für die Volkskammer des Parlaments wird in mehreren Etappen ablaufen. An insgesamt vier Tagen, am 16., 22. und 28. Februar sowie am 7. März, werden die 600 Millionen Wähler an die Urnen gehen. Die Ergebnisse sollen, mit Ausnahme von Kaschmir, wo erst am 7. März die Stimmabgabe erfolgt, am 3. März vorliegen. Die Bewachung der über 900.000 Wahllokale durch mehrere hunderttausend Polizisten und Soldaten macht die Verteilung auf vier Wahltage notwendig. Um Mandate für die Volkskammer, „Lok Sabha“ genannt, bemühen sich etwa 200 Parteien.

Indien wählt nach dem sogenannten Westminster-System: Wer in einem Wahlkreis am meisten Stimmen erzielt, hat die Wahl gewonnen. Solange ein paar große nationale Parteien das Feld beherrschten, gab dieses Wahlsystem dem Land Gewähr für Stabilität. Aber nach der Verhängung des Ausnahmezustandes 1975 unter Indira Gandhi spalteten sich immer mehr kleine Gruppen von der Kongreßpartei ab. Die Zunahme von Regional- und Kastenparteien bewirkte jedoch, daß in zahlreichen Wahlkreisen der Sieger manchmal nur fünfzehn Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereinte. Zudem führt die Einteilung der Wahlkreise zu einer Verfälschung der Ergebnisse. Je nach Verteilung der Mandate auf bevölkerungsreiche oder dünnbesiedelte Wahlkreise kann eine Partei durchaus mit relativ wenigen Stimmen eine hohe Anzahl an Sitzen gewinnen. So bekam bei der letzten Wahl 1996 die nationalistische BJP mit einem Stimmenanteil von nur 23 Prozent immerhin 187 Sitze in der Volkskammer, der Kongreßpartei hingegen, die 29 Prozent der Wählerstimmen erhielt, wurden nur 140 Sitze zugestanden. Eines der Themen dieses Wahlkampfs war daher eine Wahlreform. Viele Parteien bekennen sich inzwischen zu einer Proporzwahl. Sie soll sicherstellen, daß Regierungen ihre fünfjährige Amtszeit auch überleben können.

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