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Hicks! Lall! 3.000 km Wein!

■ Weinimporteur: alles „on-top“

Würde man alle Pullen hintereinander legen, reichte die Flaschenschlange 3.000 km weit, von Stockholm bis Sizilien: 9,5 Millionen Weinflaschen gingen 1997 beim Bremer (Schaum)Weinimporteur Reidemeister & Ulrichs über den Ladentisch. Das war gegenüber 1996 ein Plus von 7 %. Der Umsatz stieg dabei gar um 15 % auf 92 Millionen Mark. Die Flaschen müssen also teurer geworden sein, genauer: der Inhalt.

Die offenbar erfolgreiche Strategie des großen Bremer Weindealers nannte Marketing-chef Michael Ullrich gestern während der R & U-Jahrespressekonferenz im Parkhotel: „dynamische On-Top-Strategie“. Mit einfachen Worten: Wenn die Arbeitslosenzahl immer größer und die Kaufkraft immer kleiner wird, aber das umlaufende Geld nicht weniger, muß man an jene Konsumenten rankommen, die Wein unter 10 Mark nur ihrer Bratensauce zumuten.

Das Signet Reidemeister & Ulrichs muß also, egal wo es auftaucht, fürs obere Preissegment stehen. Im Tante-Emma-Laden heißt das: keine Flasche Wein unter sieben Mark, der festliche Beaujolais für neun Mark. Und beim Weinfachhändler wird das Verkaufspersonal erst beim feinen Burgunder aus dem Hause Louis Jadot richtig warm (30 Marks-Zone). Wer da nicht mithalten kann, darf sich gern beim Discounter für 1,99 Mark die Flasche vergiften.

In Anwesenheit der rotnasigen Fachpresse stellte R & U seine jüngsten Sortimentzuwächse vor. So hat man das am spanischen Weinfluß Duero gelegene Weingut Abadia Repuerta, einen hochmodernen Vorzeigebetrieb, als Lieferanten gewonnen. Aus Südaustralien kommen ab sofort Weine vom Gut Black Opal, weiche Chardonnay- und nach schwarzen Johannisbeeren riechende Cabernet-Sauvignon-Weine. Aus Chile, dem insofern glücklichen Land, als es dort keine Rebläuse gibt, bezieht man Sauvignon blanc, Chardonnay, Cabernet Sauvignon und Merlot (Gut Santa Emiliana). Entsprechende Trendweine kommen auch aus dem bekanntesten südafrikanischen Anbaugebiet bei Kapstadt, Stellenbosch (Simonsig). Und schließlich kam R & U auch mit dem Champagnerspezialisten Mumm ins Geschäft (25 Kilometer Kellergänge in den Kreidefelsen bei Reims für bis zu 60 Millionen Flaschen). Neu im Angebot der Bremer: der ehrwürdige Champus Cordon Rouge (seit 1875).

Reidemeister & Ulrichs ist eine Tochter der Bömers-Holding. Schwesterbetriebe sind der Bremer Telefon-Direktverkäufer in Sachen Wein,Ludwig von Kapff, der Industrieweinhersteller Breko (u.a. pharmazeutischer Likörwein für Biovital), dann das französische Handelshaus Cavif sowie ein eigenes Weingut in Bordeaux.

Für '98 erwartet R & U nur noch einstellige Umsatzzuwächse. Mit Schmackes wirft man sich auf die gehobene Gastronomie (Kennzeichen: weiße Tischdecke). R & U, so hieß es gestern stolz gegenüber der Presse, habe „noch einen Außendienst, der sich durch die Gastronomie trinkt“. BuS

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