„Das Vieh war doch eh schon tot“

■ Was Ferntouristen glauben, so alles aus dem Urlaub mitbringen zu müssen

Frankfurt/Main (taz) – Diesen Satz hören Zollinspektor Schröder und seine Kollegin Knoth immer wieder: „Das Vieh war doch eh schon tot.“ In solchen Fällen sind Schröder und Knoth gerade dabei, einem uneinsichtigen Touristen aus Thailand oder Bolivien, aus Südafrika oder von den Fidschiinseln sein Mitbringsel abzunehmen. Etwa einen Aschenbecher, geschnitzt aus dem Schädel eines Äffchens. Oder die Stiefel aus Klapperschlangenleder, mit denen ein deutscher Macho in Bockenheim Marlon Brando spielen will. Die Asservatenkammer des Zolls am Rhein-Main-Flughafen ist voll von solchen Perversitäten: Hocker aus Elefantenfüßen, Umhängetaschen mit Krokodilköpfen, Giftschlangen getrocknet oder in Spiritus.

„Viele glauben, daß sie aus Tieren gemachte Gegenstände einführen dürften; aber das ist ein Trugschluß“, sagt Schröder. Denn das Washingtoner Artenschutzübereinkommen verbietet auch den Kauf von und den Handel mit Produkten von geschützten Tieren und Pflanzen. Touristen haben es tatsächlich nicht leicht. So stehen selbst die beliebten „Regenmacherrohre“ aus Südamerika auf dem Index, wenn sie – echt indianisch – aus Kakteen gefertigt wurden. Und auch große Muscheln und Korallen dürfen als Souvenirs ebensowenig mitgebracht werden wie aufgespießte Schmetterlinge. Knoth: „Generell gilt: Hände weg von allem, was mit Tieren und Pflanzen zu tun hat.“ Unbedenklich und für die Kleinwirtschaft in der Dritten Welt sogar förderlich sind Mitbringsel aus Ton, Keramik oder Holz.

Das große, mafiös organisierte Geschäft laufe allerdings mit lebenden Tieren, mit Elfenbein und den Nashörnern, meint Werner Weitzel vom Regierungspräsidium. 100.000 Dollar pro Kilo bringe etwa zerstoßenes Nashorn auf dem Schwarzmarkt, ein seltener Papagei bis zu 80.000 DM. Schlangen würden gleich zu Hunderten, versteckt in Damenstrümpfen, geschmuggelt. Weitzel: „Hier ist die Organisierte Kriminalität am Werk, denn es geht um Gewinnspannen wie beim Rauschgift- und Waffenhandel.“ kpk