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Saddam darf seinen Deoroller wohl behalten

■ Erste Lektion für den SFB-Intendanten. Fach: Parteienkungeln, Ziel: ein neuer TV-Chef

Bodo Hauser hat einen Wunsch. Er möchte gar zu gerne einen Dienstwagen. Den wollen ihm die Freunde im Adenauer- Haus durchaus geben, schließlich setzt er sich in „Frontal“ Woche für Woche rührig für die CDU ein. Erst sollte der „Deoroller“ (ZDF- Slang) Chef des Ereigniskanals Phoenix werden. Doch die SPD- Staatskanzlei von NRW verhinderte dies. Immer weiter mußte er mit Ulrich Kienzle (Spitzname: „Saddam“) rumwitzeln und zusehen, wie Intendant Dieter Stolte junge Aufsteiger auf Führungspositionen setzte. Die neue Show „Hauser&Kienzle und die Meinungsmacher“ kippte das ZDF schon nach elf Ausgaben.

Doch seit Februar ist beim SFB ein Dienst-Mercedes frei. Die Stelle des Fernsehdirektors ist vakant, weil Horst Schättle zum Intendanten aufstieg. Da der SPD- Mann von der CDU mitgewählt wurde, will die als TV-Direktor einen Rechten. Schon muß das ZDF befürchten, Saddam werde plötzlich ohne Deoroller dastehen, denn in Berlin wird Hausers Name so laut (ein-) geflüstert, daß linke Rundfunkräte Ausschlag bekommen: „Schwarzes Tuch“, kreischen sie, „Kampfschwein“.

Schättle darf vorschlagen, aber die SFB-Räte müssen wählen. Am liebsten würde der Intendant seine rechte Hand Ulrich Anschütz nehmen, doch dummerweise reist der auf dem SPD-Ticket durch seine Karriere. Schättle hatte zwar gesagt, er lasse sich nichts vorschreiben. Aber dann fügte er vielsagend hinzu, den „Binnenpluralismus“ werde er schon beachten. Ein Rundfunkrat sagt, Schättle könne es sich nicht leisten, das CDU-Lager schon am Anfang zu verärgern. Nach glühenden Unionsverehrern wie Hauser dürfte ihm der Sinn aber auch nicht stehen. Und um als Haßliebhaber die Nachfolge Ulrich Kienzles anzutreten, ist der behäbige Intendant auch völlig ungeeignet.

Als Lösung braucht es einen gemäßigten Konservativen, der fachlich tragbar ist. Einen Favoriten gebe es noch nicht, heißt es im SFB. Anfragen in Schättles Büro werden denn auch sofort der Pressestelle gepetzt, die mitteilt, der Intendant habe nichts dazu sagen. In der Gerüchteküche schmoren neben Hauser Mona-Lisa-Moderatorin Maria von Welser, die einen Job braucht, weil sie beim ZDF nichts mehr werden kann. Doch Schättle heißt es, schätzt die Dame nicht so. Desweiteren stehen Wolfgang Krüger (Deutsche-Welle-TV) und Hartmann von der Tann (ARD-Programmdirektion) auf dem Tableau – die gelten freilich als fast genauso rechts wie Hauser. Genannt wird zudem arte- Geschäftsführer Hans-Günther Brüske, der bei der Intendantenwahl gegen Schättle unterlag, im ersten Wahlgang aber die Stimmen der CDU bekam.

„Grundsätzlich würde mich eine Anfrage freuen“, sagt Brüske, der offenbar auch geschnallt hat, daß kein Hardliner gesucht wird: „Ich bin Mitglied der CDU-Sozialausschüsse.“ So etwas kann Hauser nicht vorweisen. Im SFB heißt es über ihn: „Da könnten wir ja gleich den Kanther nehmen.“ Georg Löwisch

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