■ Vorschlag: Des Apostels Ohr am Bildrand - Jeff-Mills-Ausstellung im Institut
In Zeiten, in denen immer mehr Galerien den Charme des DJs entdecken und Vernissagen oft den Charakter einer Party annehmen, auf der zufällig auch Bilder hängen, dreht der Tresor den Spieß um: Er bringt die Galerie zum DJ und organisiert eine Fotoausstellung über Jeff Mills – einen der bekanntesten, wahrscheinlich der begehrteste Techno-DJ der Neunziger. Im Zuge der Feierlichkeiten zum siebten Geburtstag des Technoclubs bot sich die Ehrung an für den Künstler, dessen Auflegekünste und Plattenveröffentlichungen den Ruf des Clubs einst mitbegründeten.
Techno hat zwar keinen Gott, mit Jeff Mills aber zumindest einen Apostel. Er steht in dem Ruf, keine Platte länger als 20 Sekunden zu spielen, und er kann mittlerweile nicht mehr für Auftritte gebucht werden. Statt dessen gibt er sich nur noch die Ehre, wann und wo er will. Entsprechend sakral sehen die Bilder der Detroiter Fotografin Riva Sayegh auch aus. Sie zeigen nur die Hände und die Unterarme von Mills vor schwarzem Hintergrund, fotografiert mit geringer Tiefenschärfe – sonst nichts, ähnlich dem Plattencover der späten Miles-Davis-Platte „Tutu“. Während da aber nicht nur der Mund zu sehen ist, sondern auch einmal das Gesicht, zeigen die Fotos hier lediglich das DJ-Werkzeug. Nur ein Foto entgeht dieser fast kitschigen, aber trotzdem hübsch anzuschauenden Ehrfurcht: Es ist so gut wie leer und zeigt nur Mills' Ohr am rechten Bildrand. Tobias Rapp
„Jeff Mills is the subject to study – Purposemaker: The Exhibit“,
Fotos von Riva Sayegh. Das Institut, Münzstraße 23, Mitte, bis 5.4.
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