Auf du und du mit dem Ticket-Krieg: Streit um Monopole spitzt sich zu
■ Bundesverband der Vorverkaufsstellen erhebt Vorwürfe gegen KPS/CTS
Er habe keine Lust, sich mit einem lokalen Kleinunternehmen auseinanderzusetzen, das sein Monopol verteidige, sagt Klaus-Peter Schulenberg (KPS). Dem Unternehmer, zu dessen Unternehmensgruppe der Weser-Report, die Konzertagentur „KPS“und seit dem vergangenen Jahr auch das bundesweit agierende Kartenverkaufs-System „CTS“gehören, war vorgeworfen worden , sich den Bremer Ticket-Markt mit unlauteren Methoden unterwerfen zu wollen (vgl. taz vom 22. März) . Eine Kritik, die auch der Bundesverband der Kartenvorverkaufsstellen (BKVD) teilt: Wie ein „einseitiges CTS-Diktat“sähen die Verträge aus, mit denen der Unternehmer bundesweit Vorverkaufsstellen an sich zu binden versuche: Sie sollen sich auf vier Jahre dem Kartensystem CTS verpflichten und gleichzeitig unterschreiben, daß sie „die erforderliche Hardware-Komponenten ausschließlich über CTS beziehen“. BKVD-Vorsitzender Hans-Joachim Adelhöfer erklärt ratsuchenden Vorverkaufsstellen, nach der Rechtsauffassung des BKVD seien solche Klauseln jederzeit „juristisch anzufechten“.
Daß KPS/CTS seine Klientel langfristig binden will, hat einen schlichten Hintergrund: Im Jahre 1999 laufen die Lizenzen für die Computer-Software und das Leitungsnetz aus, mit denen CTS arbeitet. Nach diversen Rechtsstreitigkeiten hat das Münchener Systemhaus „Richtmann & Eder“(R&E) wenig Lust, diese Verträge zu verlängern. R&E könnte „sein“Netz zudem selbst mit einer modernisierten eigenen Software den bisher schon angeschlossenen Vorverkaufsstellen anbieten.
Der Bundesverband sieht schwarz für CTS/KPS: „CTS ab 1999 aus dem R&Ennen?“lautet die Überschrift über dem entsprechenden Bericht. Wenn CTS im nächsten Jahr mit einem neuen System auf den Markt will und den Vorverkaufsstellen neue Hardware dafür anbieten müsse, werde „das sehr teuer“, sagt Adelhöfer. Auch bei R&E glaubt man nicht, daß KPS das schaffen könnte – es sei denn, KPS bekäme öffentliche Unterstützung durch das Land Bremen. Aber das ist gerade dabei, der Sparkasse 25 Prozent der Anteile am bremischen Vorverkaufssystem TSC abzukaufen, engagiert sich also bei der hiesigen Konkurrenz.
Der Bundesverband BKVD liegt mit CTS auch wegen des Vorwurfs des Monopol-Mißbrauchs im Clinch. Auf den CTS-Karten ist eine „Vorverkaufgebühr“ausgewiesen. Wer aber glaubt, die sei für die Finanzierung des Vorverkaufs gedacht, irrt. Als „Rufundierung“deklariert, muß die Vorverkaufsstelle oft die Hälfte der „Vorverkaufsgebühr“an CTS zurücküberweisen. Was CTS mit dem Geld macht, ist sein Geheimnis. „Das ist international üblich“, sagt Schulenberg.
Nach der Rechtsauffassung des Bundesverbandes ist es „Betrug oder Beihilfe zum Betrug“am Kunden. Zusammen mit den Verbraucherverbänden will der BKVD deswegen vor Gericht ziehen: „Entsprechendes Handeln von CTS ... stellt einen Verstoß gegen das Gebot der Preiswahrheit und Preisklarheit dar...“, erklärt der BKVD in seinem Mitteilungsblatt seine Rechtsauffassung. K.W.
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