Störzeile: Job zu verlosen
■ Neu in Hamburg: Öffentlich finanzierte Arbeitsplatz-Lotterie nur für Frauen
Na, super! Hamburger Frauen, frohlockt! Da beschert uns das Arbeitsamt plötzlich eine hundertprozentige Frauenquote: exklusive Arbeitsmarktpolitik per Gutschein nur für Frauen – wer hätte das den eher knöchernen Verwaltern der Arbeitslosigkeit zugetraut.
Zehn Millionen Mark wollen sich Arbeitsamt und Arbeitsbehörde in diesem Jahr die Frauen-Eingliederungsschecks kosten lassen – das hört sich gut an. Doch zu früh frohlockt: Knapp 37.000 Frauen sind in Hamburg zur Zeit erwerbslos. Die Millionen reichen gerade mal für 600 Gutscheine und damit für ebensoviele potentielle Arbeitsplätze. Verlost werden sie vom persönlichen Arbeitsvermittler. Der verwaltet im Schnitt 800 Erwerbslose, darunter 320 Frauen. Und für die hält er ganze fünf Schecks parat.
Da kommt Konkurrenz auf. Und die belebt bekanntlich das Geschäft – auch das arbeitslose. Nur so lassen sich am vermeintlichen Abgrund der Gesellschaft noch weibliche Eliten bilden. Unzureichende Qualifikationen mindern die Chancen auf einen Gutschein da beträchtlich. Und mangelndes Selbstbewußtsein erst recht.
Immerhin gilt es, den Arbeitsvermittler von den eigenen Qualitäten zu überzeugen. Denn er darf entscheiden, auf wen das große Los fällt. Befindet er, eine Frau habe Aussicht auf Erfolg, so darf sie auf einen Scheck hoffen. Paßt ihm ihre Nase nicht, gibt's halt keinen. Wer da noch weibliche Qualitäten ins Feld führen will, kann's probieren. Der Rechtsweg jedenfalls bleibt – wie bei jeder Lotterie – ausgeschlossen. Karin Flothmann
Bericht S. 22
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