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Der Westen droht

■ Serbische Rückkehrer in Westbosnien getötet. UN kündigt Konseqeunzen an

Sarajevo (taz) – Scharfe Reaktionen der internationalen Gemeinschaft seien nach dem Mord an einem serbischen Rückkehrerehepaar in Drvar zu erwarten, erklärte der Hohe Repräsentant der Internationalen Gemeinschaft, Carlos Westendorp, gestern in Sarajevo. Verantwortlich seien die kroatisch-bosnischen Behörden, denen es nicht gelungen sei, die Rückkehrer vor extremistischen Kräften zu schützen.

Das südlich von Bihać in Westbosnien gelegene Städtchen Drvar war vor dem Krieg zu 97 Prozent von Serben besiedelt. Nach der Eroberung der Region durch kroatische Truppen im August 1995 wurde Drvar im Abkommen von Dayton der kroatisch kontrollierten Zone Bosnien-Herzegowinas zugeschlagen. Die bosnisch-kroatischen Behörden siedelten nach der Flucht der Serben kroatische Flüchtlinge aus Zentralbosnien an.

Dieser Tage sollte ein Teil der 1995 geflohenen Serben zurückkommen. Mehrere hundert serbische Familien sind schon eingetroffen. Darunter auch das am Donnerstag ermordete Ehepaar. Zunächst wurden die beiden geschlagen, dann mit Messerstichen ermordet. Danach setzten die Täter das Haus in Brand.

Ziel einer solchen Tat sei, die Rückkehr der Flüchtlinge und Vertriebenen zu verhindern, erklärte die UN-Sonderbotschafterin Elisabeth Rehn in Sarajevo. Damit ziele diese „furchtbare Tat“ gegen die Umsetzung des Abkommens von Dayton. Die internationale Gemeinschaft werde „geeignete Schritte“ unternehmen, um die Verantwortlichen zu bestrafen. So kündigte Carlos Westendorp an, den Rücktritt von Polizeioffizieren und politisch Verantwortlichen zu erzwingen. Gestern wurden SFOR-Truppen in die Region Drvar verlegt. In der Nacht zum Freitag brannten erneut Häuser, die serbischen Rückkehrern gehören. Erich Rathfelder

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