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Berlins Hochschulen sind billiger als erwartet

■ Nach langem Warten liegen endlich harte Zahlen über die Kosten der Studienplätze auf dem Tisch. Sie enttäuschen die Erwartungen der Finanzsenatorin. Trotzdem haben die Unis Angst

Die Berliner Studienplätze sind nicht wesentlich teurer als in anderen Bundesländern. Das ergibt ein Ausstattungsvergleich, den das Hannoveraner Hochschul-Informationssystem (HIS) mit Zahlen aus dem Jahr 1996 im Auftrag der Wissenschaftsverwaltung erstmals angestellt hat. Entgegen den Erwartungen von Haushaltspolitikern könne daraus „nicht abgeleitet werden, daß an den Berliner Universitäten weitere Einsparpotentiale möglich sind“, betont man in der Wissenschaftsverwaltung.

Lediglich in Germanistik, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften bilden sowohl Niedersachsen als auch Schleswig-Holstein, die als einzige Länder vergleichbare Zahlen ermittelt haben, ihre Studenten billiger aus als Berlin. Die Mehrausgaben in diesen Fächern erklären die Experten mit den höheren Personalkosten, vor allem mit der „höheren Zahl an Stellen für nichtwissenschaftliches Personal aufgrund der großen Fachbereichsbibliotheken“.

Wegen der Kürzungen an den Hochschulen ist zu erwarten, daß die Ausgaben pro Studienplatz schon jetzt deutlich niedriger liegen als 1996 und in den nächsten Jahren weiter sinken werden. Zwar geht auch die Zahl der Studienplätze von 115.000 auf höchstens 85.000 zurück, doch sind die Etat- einschnitte mit rund einem Drittel weit drastischer.

Mit der Studie erfüllt Wissenschaftssenator Peter Radunski (CDU) die Verpflichtung aus dem Haushaltsstrukturgesetz von 1996, die Studienplatzkosten an Berlins Hochschulen zu ermitteln und dem Bundesdurchschnitt anzugleichen. Diese Vorgabe der Haushaltspolitik könnte sich nun in ihr Gegenteil verkehren: Sollten die Kosten in den kommenden Jahren deutlich unter das Niveau anderer Länder sinken, würde das Gesetz Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) dazu verpflichten, ihre Schatulle wieder zu öffnen.

Doch haben die Hochschulen in früheren Jahren den Verdacht mangelnder Effizienz selbst hervorgerufen: Lange sträubten sie sich gegen mehr Transparenz und behaupteten, die Kosten für Forschung und Lehre ließen sich überhaupt nicht exakt ermitteln. Erst unter dem extremen Spardruck konnten sie sich dazu entschließen, sich am HIS-Projekt zu beteiligen. Sie kritisieren daran vor allem, daß den „quantitativen“ Daten zu den Kosten keine Analyse der „Qualität“ gegenüberstehe, die eine bessere Ausstattung einzelner Bereiche rechtfertigen könne.

An den Hochschulen wie in der Wissenschaftsverwaltung ist man besorgt, die Finanzpolitiker könnten dennoch aus einzelnen Zahlen voreilige Kürzungsbeschlüsse ableiten. „Aus den Ergebnissen nur eines Jahres können keine abschließenden und fundierten Schlußfolgerungen gezogen werden“, warnen die Beamten. Die Zahlen dürften daher „für staatliche Mittelzuweisungen keine Konsequenzen“ haben, „was die Hochschulen selbst damit machen, ist ihre Sache“. Ralph Bollmann

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