■ Vorlauf: Bloß kein permanentes Gutmenschentum
„schwarzrotbunt“, Sa., 12.30 Uhr, ZDF
Bis vor kurzem noch war Roberto Blanco so ziemlich der einzige schwarze TV-Star in Deutschland. „Der Neger an sich hat ja ein Abonnement auf die Unterhaltung“, sagt Jacquline Boyce sarkastisch. Die 35jährige hat selbst eine dunkle Hautfarbe und hält wenig von angeblich korrekten Sprachregelungen. „Ich bin schwarz, und ich habe keine Probleme damit.“ Boyce wird ab heute das neue ZDF-Samstagsmagazin „schwarzrotbunt“ moderieren. Neben Arabella Kiesbauer und Mo Asumang („Liebe Sünde“) ist sie die dritte schwarze Moderatorin, aber die einzige, die in journalistischen Sendeformaten auftritt.
Wenn man beim ZDF fragt, warum die Wahl auf Jacquline Boyce gefallen ist, folgt immer auch der Hinweis auf ihre persönliche Biographie. Als Tochter einer Deutschen und eines US-Soldaten hat die gebürtige Nürnbergerin ihre Erfahrungen mit dem Aufeinandertreffen zweier Kulturen. Über ihre Familiengeschichte hat Boyce eine ARD-Dokumentation gedreht. Das paßt zu „schwarzrotbunt“, denn die neue Sendung hat das Zusammenleben verschiedener Kulturen und Nationen in Deutschland zum Thema.
Anders als die Vorläufersendung „Nachbarn“ soll es in dem 25-Minuten-Magazin weniger Politanalysen und statt dessen mehr Reportagen geben, etwa über eine türkische HipHop-Band oder einen Afrikaner auf Sylt. Zugleich „müssen auch Ventile aufgemacht werden“, meint ZDF-Redaktionschef Ruprecht Eser. Ängste und Vorbehalte gegenüber Fremden sollen in Reportagen oder Streitgesprächen artikuliert werden. Eser: „Wenn Sie permanent das Gutmenschentum vor sich hertragen, stehen Sie am Ende in einer leeren Kirche.“ Jacquline Boyce sieht das genauso. Lichterketten gegen Fremdenfeindlichkeit hält sie vornehmlich für eine Gelegenheit, das Gewissen zu beruhigen.
In „schwarzrotbunt“ soll Bocye ausdrücklich auch ihre Meinung sagen. „Blonde Moderatorinnen von Mitte 20 bis Mitte 30, die nur vom Blatt ablesen, gibt es im deutschen Fernsehen genug“, erklärt Eser. Thomas Gehringer
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