: Brandung im Freibad
Dem Freibad Dulsberg droht das Aus. Unwirtschaftlich, meinen die Betreiber. SPD und „Freibad aktiv e.V.“ sind empört ■ Von Stefan Tomik
Wird dem Freibad Dulsberg nach dieser Saison für immer das Wasser abgedreht? Holger Karstaedt, SPD-Vorsitzender im Ortsverein Dulsberg, befürchtet Schlimmes. Er vermutet, daß die Bäderland GmbH das Freibad schließen oder den Schwimmbetrieb drastisch einschränken wird, weil das Bad zu unwirtschaftlich sei.
Den Stein ins Rollen brachte ein Gutachten, das vom Stadtteilbüro Dulsberg in Auftrag gegeben wurde. Es sollte eigentlich nur die Möglichkeiten ausloten, die Freifläche um das Bad herum ganzjährig zu nutzen. Doch in den drei Varianten, die das Gutachten im Ergebnis vorstellt, sind die Schwimmbecken selbst nun miteinbezogen worden. Als es Ende März der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, regte sich sogleich Protest. „Variante A sieht keinen Schwimmbetrieb mehr vor, die beiden anderen eine deutliche Einschränkung“, empört sich Thorsten Szallies von der Initiative „Freibad Dulsberg aktiv“. Auch Szallies sieht das Freibad in Gefahr. Die Bäderland habe Variante A favorisiert und auf die Unwirtschaftlichkeit des Bades verwiesen.
Klauspeter Schelm, Geschäftsführer der Bäderland Hamburg GmbH, weist dies jedoch zurück. „Es ist noch kein Beschluß zur Schließung des Bades gefällt worden, und es steht auch keiner bevor. Wir haben lediglich Überlegungen angestellt.“ Gleichwohl sei das Dulsberger Freibad im Vergleich eines der unwirtschaftlichsten. Doch man müsse auch die besondere Situation des Stadtteils berücksichtigen. Dulsberg ist der Stadtteil Hamburgs mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung und seit 1992 ins Armutsbekämpfungsprogramm der Stadtentwicklungsbehörde aufgenommen.
„Die Stimmung in der Bevölkerung ist gereizt“, sagt SPD-Mann Karstaedt. „Schon der Umbau des Hallenbades zum Olympiastützpunkt war eine unangenehme Einschränkung der Dulsberger.“ Seitdem ist das Hallenbad für die Öffentlichkeit unzugänglich. Würde jetzt auch noch das Freibad geschlossen, wären auch die Bürger der angrenzenden Stadtteile Wandsbek und Barmbek betroffen. In der heutigen Bezirksversammlung (18 Uhr, Robert-Koch-Straße) werden die Wellen in der Freibad-Diskussion noch einmal hochschlagen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen