: BUND will mehr Strom aus Windmühlen
■ Umweltschützer fordern einen dezentralen Energiemarkt. Akzeptanzprobleme mit Windrädern lassen sich lösen. Sinnvolle Nutzung der Windkrafttechnik ist möglich
Unter Federführung des Energie-Experten Björn Schering hat der BUND-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern ein Positionspapier zur Zukunft der Windenergie veröffentlicht. In der DDR spielte die Windkraft in der Energiepolitik keine Rolle. Aber seit der Wende zählt Mecklenburg- Vorpommern zu den expandierenden Windländern der Republik. Knapp 300 High-Tech-Rotoren mit einer Leistung von etwa 130 Megawatt produzieren entlang der Ostseeküste Strom. Seit einem halben Jahr gibt es allerdings einige Probleme bei Realisierung von Windparks. Fast immer ist der Bundesverband Landschaftsschutz (BLS) mit seiner unseligen Propaganda („Windenergie ist ein ökologischer Irrweg“) mit von der Partie. Daß allein in Schleswig- Holstein die Windenergie schon 11,5 Prozent des Strombedarfs deckt und ein Anteil von 25 Prozent für das Jahr 2005 geplant ist, zeigt, was Windkraft leisten kann. Bei einem langfristigen Ausbau der Windenergie mit einem jährlichen Potential von fast 150 Milliarden Kilowattstunden könnten dann im Vergleich zu 1996 satte 141 Millionen Tonnen Kilowattstunden Kohlendioxid eingespart werden. Das sind immerhin 12 Prozent der Gesamtemission von 1990 und schon mehr als die Hälfte des CO2-Reduktionsziels der Bundesregierung von mindestens 250 Millionen Tonnen.
Solche Ziele lassen sich erreichen, glaubt der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). Aber nur, wenn die bestehenden Monopolstrukturen zugunsten regionaler und kommunaler Versorgungskreisläufe aufgegeben wird. Mit seinem Grundsatzpapier liegt der ostdeutsche BUND-Landesverband also ganz auf der Linie der Windkraftbefürworter. Autor Scherings Prognose: „Die Windkraft hat nur eine Chance, wenn sie Bestandteil einer umweltverträglichen und dezentralen Energiepolitik ist. Und auch hier kann sie nur eine von vielen Möglichkeiten sein, denn steht die Ressource Wind nicht zur Verfügung, muß ein anderer Energieträger die Lücke schließen.“ Innerhalb weniger Jahre habe sich die Windkraft zu einem bemerkenswerten Wirtschaftszweig mit modernsten High-Tech-Mühlen entwickelt. Doch gibt der BUND zu bedenken, daß sich die Windenergienutzung „zunehmend ausschließlich an marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten der bestehenden Energiestruktur“ orientiert. Deswegen die zentrale Forderung des BUND: „Windkraftanlagen sollten vorrangig Bestandteil regionaler oder kommunaler Energiekonzepte sein. Große Windparks können nur vorübergehende Lösungen darstellen, um die Entwicklung von Windkraftanlagen voranzutreiben.“ Da sich der BUND besonders für die Erhaltung der Artenvielfalt in der Vorgelwelt stark macht, fordert Schering, daß Windenergieanlagen nicht in den Lebensräumen von sogenannten Rote-Liste-Arten genehmigt werden dürfen.
Die Frage, ob sich Windkraftanlagen in das Landschaftsbild einfügen oder nicht, sei wohl eine sehr subjektive Frage. Grundsätzlich sollte deren Errichtung auf geeignete Flächen beschränkt sein, die durch Raumordnungsverfahren festzulegen seien. Außerdem fordert die Schweriner BUND-Arbeitsgruppe eine Begrenzung der technischen Leistung auf 1,5 Megawatt und eine maximale Höhe von 100 Metern. Des weiteren finden die Naturschützer, daß nicht mehr als fünf Anlagen als zusammenhängender Park genehmigt werden sollten. Aus technischen Gründen könnte das allerdings zu Problemen führen: Wegen der hohen Netzanschlußkosten rechnet sich der Betrieb von Windparks oft erst ab einer Größenordnung von zehn Mühlen. Mögliche Lärmprobleme lassen sich, so der BUND, durch ausreichenden Abstand zur Wohnbebauung vermeiden.
An einem Ausbau der Windtechnik als integraler Bestandteil einer zukünftigen Energieversorgung führe unterm Strich kein Weg vorbei, dies gelte auch für die Offshore-Nutzung der Windenergie. Doch das eigentliche Problem eines sinnvollen Ausbaus der Windenergie seien nicht die Konverter, sondern die konservative Energiepolitik „zugunsten der Energieversorgungsunternehmen“. Hier sei die Politik gefordert, Farbe zu bekennen und sich nicht länger einer neuen Energiepolitik zu verschließen. „Nur wenn durch Windkraftanlagen umweltschädliche Kraftwerke auf der Basis von Uran, Öl, Braun- und Steinkohle ersetzt werden und die Einsparung von Energie im Vorderdrund steht, können sie einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und den CO2-Ausstoß minimieren.“ Michael Franken
Info: BUND, Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, Karl- Marx-Straße 19a, 19055 Schwerin, Tel./Fax: (0385) 565470
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