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SFOR-Truppen durchsuchen Pale

■ Die Aktion markiert das politische Aus der ehemaligen Hochburg der serbischen Extremisten unter Karadzic. Westendorp fordert Gerichtshof für jene, die Dayton-Abkommen blockieren

Pale (taz) – Mit einer großangelegten Militäraktion demonstrieren die internationalen SFOR- Truppen seit Donnerstag ihre Macht in der einstigen Karadžić- Hochburg Pale. An der Straße von Sarajevo bis zu dem ehemaligen Luftkurort sind SFOR-Panzer aufgefahren, jede Kreuzung ist militärisch gesichert. Das Gebäude, wo sich noch bis vor wenigen Monaten das Machtzentrum der serbischen Extremisten befand, ist verwaist, italienische und deutsche Panzer stehen vor dem Eingang. Vor dem Gebäude der Famos-Fabrik sind französische und italienische Truppen aufgefahren. Die dort befindlichen Einheiten der serbischen Zivil- und Spezialpolizei müssen sich von den SFOR-Soldaten überprüfen lassen. Nach dem vom Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gesuchten Radovan Karadžić wird jedoch nicht gefahndet.

Widerstand gibt es keinen. Mit dieser Militäraktion wird von seiten der SFOR deutlich gemacht, daß Pale politisch nicht mehr bedeutsam ist. Zwar war schon im Februar die von liberaleren Kräften beherrschte Stadt Banja Luka zur Hauptstadt der sogenannten Republika Srpska ernannt worden, doch bisher galt die serbische Teilrepublik in Bosnien-Herzegowina politisch als gespalten. Mit der Aktion der SFOR scheint diese Ära beendet zu sein.

Noch am 24. und 25. April war es zu Aktionen der serbischen und kroatischen Extremisten in Derventa und Drvar gekommen. In dem serbisch kontrollierten Derventa wurden der katholische Kardinal Vinko Puljić und seine Begleitung aus rückkehrwilligen Kroaten von einer „aufgebrachten Menge“ tätlich angegriffen, im kroatisch kontrollierten Drvar wurden serbische Rückkehrer von „aufgebrachten“ Kroaten bedrängt, ihre Häuser angezündet. Zwei serbische Rückkehrer wurden ermordet.

Seither vermuten führende Persönlichkeiten der internatioanlen Gemeinschaft in Sarajevo, beide Aktionen seien von den nationalistischen Extremisten beider Seiten miteinander abgestimmt worden, um eine Rückkehr der Flüchtlinge gänzlich unmöglich zu machen. Die Führung der kroatischen Nationalpartei HDZ wurde deshalb von internationaler Seite scharf angegriffen und ein Wirtschaftsembargo gegenüber Kroatien in Aussicht gestellt.

Mit der Aktion der SFOR in Pale werden offenbar die serbischen Extremisten bestraft. Der Hohe Repräsentant der internationalen Gemeinschaft in Sarajevo, Carlos Westendorp, forderte gegenüber der taz, einen eigenen Gerichtshof für jene einzurichten, die die Implementierung des Abkommens von Dayton weiter behindern. Erich Rathfelder

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