Nachgefragt: Gefährliche Wünsche
■ Droht statt Space Park ein „Einzelhandels-Zentrum mit Rakete“?
Auf dem Gelände des Space Parks in Gröpelingen sollen mehr als 40.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche entstehen, um das Projekt rentabel zu machen. Wir sprachen mit dem Architekten und Stadtplaner Prof. Manfred Schomers.
taz: Neuerdings wird gesagt, daß dem offensichtlich nicht rentablen Modell Space Park durch eine riesige Einzelhandels-Fläche betriebswirtschaftlich geholfen werden soll. Sie sind als Stadtarchitekt auch mit Einzelhandels-Themen befaßt.
Manfred Schomers: Wir arbeiten nach einem gewonnenen Wettbewerb im Zentrum von Dresden für die ECE, wir haben auch Gutachten für andere Städte gemacht. Nirgends geht man davon aus, daß das Zielpublikum für einen Fun-Park dasselbe ist wie das Zielpublikum für den Einzelhandel.
Das funktioniert nicht zusammen?
Einkaufen funktioniert garantiert. Man muß aber sagen, was für Konsequenzen das an anderer Stelle haben könnte. Die Innenstädte verändern sich. In der dritten Etage bei Horten kauft niemand mehr ein Zelt. Es gibt die spezialisierten Fachmärkte am Stadtrand auch im Elektrobereich. Man versucht, die Nebenzentren und Stadtteilzentren durch großflächigere Angebote und Modernisierung zu stärken. Zur Begründung des Weserparks zum Beispiel, also einer Fläche, die nicht in ein Nebenzentrum integriert ist, könnte man noch sagen: Der fängt Pendler ab. Aber auf dem AG Weser-Gelände würde es nicht darum gehen. Das Zentrum von Gröpelingen würde in seiner Existenz gefährdet. Und die Kombination solcher neuen Zentren rund um die Stadt herum gefährdet die Innenstadt.
Wenn man andere Städte betrachtet, die nicht das Problem der Landesgrenze haben, bestehen da die Probleme des Wettrüstens mit dem Umland nicht?
Was hier die Landesgrenze ist, ist in anderen Städten die kommunale Grenze. Aber Bremen ist sehr eng, enger als Hamburg zum Beispiel. Hannover hat seit jeher einen Großraum-Verband, das ist ein Vorteil.
Der Bausenator hat im Stadt-entwicklungkonzept diese Frage auch klar beantwortet: Standorte, die nicht in die Stadtteile integriert sind, werden für Einzelhandels-Zentren abgelehnt. Verstehen Sie, wie es trotzdem zur Diskussion um Space Park und ein Einzelhandels-Zentrum an der Ritterhuder Heerstraße kommen kann?
Eigentlich nicht. Möglicherweise hat der Investor schon von Anfang an vorgehabt, auf dem Space Park-Gelände Einzelhandel anzusiedeln. Für einen Investor ist das auch logisch: In einem Einkaufszentrum von 44.000 Quadratmetern halten sich tausende Menschen täglich auf, da gibt es Synergieeffekte mit den Parkplätzen. Aber das ist nicht das Interesse des Senators, der für Stadtentwicklung verantwortlich ist, das kann ich mir nicht vorstellen. Für Gröpelingen und für die Innenstadt wäre das eine ungute Entwicklung. Der Wunsch des Investors kann für eine Stadt gefährlich sein. Fragen: K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen