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"Närrischen Kampf" beenden

■ Masterplan erhält Unterstützung von den Wohnungsbauunternehmern. "Richtiges Konzept zur Innenstadtentwicklung". Auch Senatsbaudirektorin Jakubeit begrüßt Re-Urbanisierung

Der umstrittene Masterplan aus dem Hause von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) erhält Zuspruch von ungeahnter Seite. Sowohl Senatsbaudirektorin Barbara Jakubeit – bislang eine der schärfsten Gegnerinnen des Planwerks zur Innenstadtverdichtung – als auch der Landesverband Freier Wohnungsunternehmer haben im Stadtforum die Notwendigkeit des Projekts betont.

Insbesondere Klaus Groth, Vorsitzender des Unternehmerverbandes, bezeichnete das Planwerk als „große Chance, die Urbanität zu erhalten und die städtebauliche Entwicklung voranzutreiben“. Die anvisierten Verkehrsbeschränkungen, sagte Groth auf der Veranstaltung am Montag abend im Staatsratsgebäude, bedürften allerdings wesentlicher Korrekturen. Nach Ansicht Groths gewinne das Planwerk angesichts der Tatsache, daß immer mehr Bürger oder Geschäftsleute ins Umland abwandern, zunehmend an Bedeutung.

„Qualitätvolles Wohnen“ und die Ansiedlung von kleinteiligem Gewerbe – wie im Planwerk angedacht – hielten die Menschen in der Stadt. Die soziale Schieflage in zentralen Bezirken könne dadurch gebremst werden. Groth: „Das Planwerk ist die richtige Reaktion auf die derzeitige Innenstadtentwicklung.“ Er forderte das Parlament auf, den Masterplan zu verabschieden sowie dem Wohnungsbau weiter Fördermittel zukommen zu lassen.

Auch Senatsbaudirektorin Jakubeit wich von ihrer bisherigen Anti-Linie ab. Der Rahmenplan sei gut für eine Re-Urbanisierung der Innenstadt und führe die beiden Stadthälften wieder zusammen. Zugleich liefere er ein Konzept zum Rückbau der autobahnähnlichen Trassen – etwa an der Schillstraße/An der Urania. Dennoch warnte sie davor, für die „Verdichtung der Zentren nur eine Stadtidee“ gelten zu lassen.

Insbesondere über die Stadtviertel der Nachkriegsmoderne an der Leipziger Straße, auf der Fischerinsel, am Breitscheidplatz oder im Hansa-Viertel müsse „anders nachgedacht werden als im Masterplan“, so die Senatsbaudirektorin. Statt mit den Mitteln der „rückwärtsgewandten“ Rekonstruktion zu arbeiten, bedürften diese Quartiere zeitgenössischer Konzepte – beispielsweise mit Hochhäusern.

Staatssekretär Hans Stimmann, Initator des Masterplans, forderte die Beendigung des „närrischen Kampfes“ zwischen der Bau- und der Stadtentwicklungsverwaltung. Allerdings wies Stimmann Jakubeits Kritik an der Einseitigkeit des Masterplankonzepts zurück. Das Planwerk reagiere differenziert auf die verschiedenartigen Stadtgebiete in Ost und West.

Stimmann zog noch einmal Bilanz des Planwerks. In den vergangenen 19 Monaten seien acht Teilbereiche in den Planungswerkstätten überarbeitet worden. Derzeit konzentriere man sich auf die Entwürfe an der Stalinallee und im Bereich Schloßplatz/Alexanderplatz. Rolf Lautenschläger

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