piwik no script img

■ Cash & CrashFarbtupfer Grün-Anlagen

Hamburg (taz) – Starke Helden und verkohlte Leichen flimmern über die Bildschirme des Westens. Wir schreiben das Jahr 1968. Die Piloten der US-Airforce versuchen, Vietnam in die Steinzeit zurückzubomben. Andere US-Bürger fragen sich währenddessen, ob sie mit ihren Spargeldern etwa diese Kriegsmaschine mitfinanzieren. Die Idee des „Ethischen Investments“ ist geboren. Inzwischen boomt der ökologisch und sozial orientierte Geldmarkt in den USA.

Anders in der Bundesrepublik. Hierzulande sind erst zwei Milliarden Mark in sogenannte Grün-Anlagen geflossen. Zum Vergleich: Die Bilanzsumme der Deutschen Bank beträgt 1,2 Billionen Mark. Grüne Aktienfonds gehören zu den wichtigsten der alternativen Anlageformen.

Der erste Platz unter den Grün-Verkäufern gebührt der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank: Sie hatte schon im Juli 1990 ihren auf den deutschen Aktienmarkt ausgerichteten „Hypo Umweltfonds“ aufgelegt. Dieser glänzte im ersten Lebensjahr mit einer Rendite von über 15 Prozent. 1994 bis 1996 folgten dann jedoch nur magere 1,8 Prozent an Wertzuwachs, und zum Jahresende hin wurde der Umweltfonds „liquidiert“, so der Branchenjargon. „Das Interesse war stark zurückgegangen“, klagt ein Hypo-Sprecher. Ökofonds seien keine „Boombranche“, die Zielgruppe sei eher klein.

Überlebt hat ein anderer Ökofonds der Hypo-Gruppe namens „Eco Tech“ – mit einem Volumen von 60 Millionen Mark wohl der finanzstärkste deutsche Umweltfonds. Im Börsenboom des Jahres 1997 legte er einen anständigen Wertzuwachs von knapp 24 Prozent hin – freilich war dies nur halb soviel, wie deutsche Aktien im Durchschnitt erzielen konnten.

Das weitere Dutzend Grün- Fonds schnitt ähnlich mittelprächtig ab, beispielsweise Focus Umwelttechnologie (LGT Invest) mit 22 Prozent oder Luxinvest Ökolux (BfG Invest) mit 21 Prozent. Alle drei Umweltfonds sind international ausgerichtet. Damit verbunden ist ein erhebliches Wechselkursrisiko. Andererseits ist der deutsche Aktienmarkt allein zu klein für einen grünen Fonds.

Alle diese Fonds gelten als typische konventionelle Grün-Anlage: Investiert wird in profitable Unternehmen auf etablierten Märkten, die zusätzlich einen grünen Farbtupfer aufweisen oder in End-of-pipe-Unternehmen, die mit ihren Filterprodukten oder Verbrennungsanlagen das Ende der gesellschaftlichen Verschmutzungsschlange bilden. Dahinter stehen meist laxe ethische Anlagekriterien der Fonds. Ein zusätzlicher finanzieller Push für die Umwelt ist nicht zu erkennen. Hermannus Pfeiffer

Vom Autor ist der Ratgeber „Grüne Anlagen – Geld anlegen mit ökologischer und sozialer Verantwortung“ im PapyRossa Verlag Köln erschienen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen