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■ QuerspalteGive me a ticket to an aeroplane

Wenn dereinst der Präsident schlecht geschlafen hat, seine Frau den Kaffee zu heiß serviert, sein Leibarzt ihm eine schicksalhafte Hodenerkrankung mitteilt, wenn dieser Präsident als Folge granatenschlechter Laune und übersäuertem Magen sich mit dem Abwurf einer Wasserstoffbombe etwas Restvergnügen gönnt, dann, so fanden wir schon immer, sollte auf der Bombe wenigstens ein Warnhinweis stehen. „Der Verteidigungsminister: Krieg gefährdet Ihre Gesundheit! Diese Waffe enthält 6.000 Gramm Plutonium und 2 Millionen Tonnen TNT“. In der heutigen Informationsgesellschaft sollte das selbstverständlich sein.

Das meinen auch die Grünen, die bei ihrer steten Mühewaltung, doch noch an der Fünfprozenthürde zu straucheln, wieder einen Schritt vorangekommen sind. Ihre Bonner Fraktion hat jetzt einen Antrag eingebracht, künftig auf jedem Ticket vor dem Fliegen zu warnen: „Flugreisen belasten die Umwelt“. Veranstalter von Pauschalreisen, so das grüne Begehr, sollen außerdem im Katalog auf der zweiten Umschlagseite einen Exkurs zum Klima-GAU abdrucken. Selbst Joschka hat die Initiative unterschrieben, ohne sich zu überlegen, daß er zum Silvester-Marathon in New York ja auch nicht mit dem knallroten Gummiboot anreisen kann.

Natürlich finden wir diesen Vorstoß voll prima. Der Erfolg ist gewiß, zumal ja auch der Rauchermarkt jäh zusammenbrach, als auf jeder Zigarettenschachtel der Zeigefinger wedelte. Getreu des grünen Vorstoßes könnte der Warnaufdruck gewissermaßen zum Leitmotiv der modernen Gesellschaft werden, das uns vom Wecken („Die Gehörlosenvereinigung: Schrilles Klingeln schadet Ihrem Trommelfell“) bis zum Gutenachtkuß („Das Robert-Koch-Institut: Busseln überträgt die Hongkonggrippe“) begleitet. Keine Frage, daß auch jedes Auto, Moped, Präservativ und Schnitzel mit Warnhinweis nachgerüstet wird. Selbst Bundestagsdrucksachen der Grünen sind dann nicht gefeit: „Der Bundeswahlleiter: Irrsinn gefährdet Ihr Wahlergebnis!“ Manfred Kriener

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