Nachgefragt: „Bißchen arg schnell“
■ In Brockhuchting soll ein Landschafts-schutzgebiet zugebaut werden
Wieder ein Stück weniger Natur in Bremen. Das Landschaftschutzgebiet nördlich der Bahnlinie in Brockhuchtig soll bebaut werden. So beschloß es die Baudeputation mit den Stimmen der SPD und CDU am letzten Donnerstag. Die Grünen wollen mit einem Dringlichkeitsantrag in der nächsten Bürgerschaftssitzung das Projekt stoppen.
taz: Die SPD und die CDU haben sich geeinigt: In Brockhuchting sollen 400 Wohnungen privatwirtschaftlich gebaut werden. Wo liegt das Problen?
Elisabeth Wargalla, grüne Bürgerschaftsabgeordnete: Das 300 Hektar große Gebiet ist als Vogelschutzgebiet angemeldet und in den letzten Jahren Lebensraum für Rast- und Wiesenvögel geworden. Außerdem ist die Fläche Ausgleichsfläche für das Güterverkehrszentrum, für Niedervieland und für die Flughafenerweiterung. Dazu kommt, daß es Überschwemmungsgebiet ist. Bei so vielen Schutzkategorien wird es sehr schwer werden, dort zu bauen.
CDU und SPD planen, den Flächennutzungsplan so schnell wie möglich zu ändern. Ist das denn zulässsig?
Meiner Meinung nach nicht. Einer Voruntersuchung des Gebietes wurde zugestimmt, aber die ist noch nicht abgeschlossen. Obwohl die Ergebnisse noch nicht vorliegen, will die Koalition gleich einen Bebauungsplan – ohne den Flächennutzungsplan zu ändern. Sie machen den dritten Schritt vor dem ersten. Das ist ein bischen arg schnell.
Wieso gab es wohl in einer solchen Frage eine Einigung unter den Koalitionären?
Ich kann das nicht nachvollziehen. Gerade bei Naturschutzgebieten, wie beim Hollerland, setzt die SPD alles in Bewegung, damit solche Sachen mit ihrem Koalitionspartner nicht realisiert werden. Es gibt in der SPD sehr sehr viele, die gegen eine Bebauung in Brockhuchting sind. Einige wenige setzen sich aber vehement für das Projekt ein. Mindestens einer davon ist, soweit ich weiß, Mitglied in der Eigentümergemeinschaft, die die Bebauung mit einem Bauträger zusammen plant.
Geht es bei der Bebauung um viel Geld?
Die Bebauung wird teuer. Das Gebiet ist Überschwemmungsgebiet, da muß Sand aufgeschüttet werden oder die Häuser müssen auf Warften gebaut werden.
Gibt es andere Flächen, auf denen ein solches Wohnungsgebiet zu realisieren wäre?
In Huchting gibt es genug Flächen. Die BreBau plant direkt neben dem fraglichen Gebiet rund 800 Wohneinheiten. Die sollen das erst mal fertigbauen. Das Witzige: Die Brebau prahlt damit, daß hinter der Fläche ein wunderschöner Grüngürtel ist. Den gäbe es dann aber nicht mehr, wenn die Bebauung des Schutzgebietes verwirklicht werden sollte. Fragen: Christoph Dowe
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