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■ Cash & CrashDas Domino der Weltbörsen

Hamburg (taz) – Wenn die asiatischen Tigerstaaten von reißenden Währungsturbulenzen hinabgerissen werden, stürzen in Argentinien und Mexiko die Börsenwerte ab. Warum wirkt sich eine regionale Finanzkrise zugleich auf der anderen Seite des Globus verheerend aus?

Der Merval etwa, der Index der Börse von Buenos Aires, verlor im Juni innerhalb weniger Tage 12,5 Prozent von seinem Wert. Ähnlich schlecht erging es dem mexikanischen Bolsa-Index oder der regionalen Leitbörse in São Paulo. Unmittelbar zuvor hatte der japanische Yen dramatisch an Wert verloren. Nur scheinbar haben diese Ereignisse nichts miteinander zu tun.

Denn argentinischen Industriekonzernen, die in Asien investiert haben, drohen kräftige Verluste. Hierauf reagiert die Börse in Buenos Aires mit Kursverlusten. Zu solchen führen auch die Anlagestrategien einiger internationaler Investmentfonds. Sie trennen sich von einem Teil ihrer Lateinamerika-Aktien, um das bisherige Fonds- Gleichgewicht zu wahren.

Anderseits sind gewaltige Kapitalströme aus Asien abgeflossen, allein im zweiten Halbjahr 1997 netto 108 Milliarden US- Dollar. Nach der Yenkrise im Juni hat nun eine zweite Ebbe eingesetzt. Davon hätten die Kurse in Lateinamerika profitieren können. Aber statt dessen gehen die weltweit anlagesuchenden Milliarden lieber in sichere US-Staatspapiere oder in lukrative deutsche Aktien. Daß die Asien-Milliarden um Mexiko-Stadt, São Paulo oder Buenos Aires einen weiten Bogen schlagen, hat auch hausgemachte Gründe: Erste Zeichen einer abflauenden Konjunktur und das große argentinische Handelsdefizit trugen zu den jüngsten Merval-Abstürzen bei. Trotzdem scheinen die Frühjahrsverluste und auch jene in den letzten Tagen übertrieben: Lateinamerika ist eine der wenigen echten Wachstumsregionen, und Argentiniens Wirtschaft expandierte im vergangenen Jahr weltweit am zweitschnellsten (+8,4 Prozent). Die Preise sind stabil.

Zugleich wird Lateinamerika von manchem Fondsmanager mit Asien in einen Topf geworfen. Die Angst der multinationalen Investoren ist groß, daß nach den jahrelangen als vorbildlich geltenden Tigerstaaten nun auch die aufstrebenden Jaguare aus dem Tritt geraten. Immerhin war auch der thailändische Baht, bevor er die Asienkrise auslöste, ganz eng an den US-Dollar gekoppelt. Auf genau dieser starren Verbindung zum Dollar besteht die argentinische Regierung für ihren Peso. Hermannus Pfeiffer

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