piwik no script img

Schwarze Schafe unter grünen Firmen

■ Öko-Rating für bisherige Vorzeige-Unternehmen aus dem Natur-Aktien-Index: Viele überschätzen sich in Sachen Umweltschutz

Frankfurt/Main (taz) – Exakt 38 börsennotierte Unternehmen aus dem In- und Ausland, die der Börsenbrief „Öko-Invest“ im sogenannten Natur-Aktien-Index (NAX) plaziert hat, haben sich in den vergangenen vier Jahren einem Öko-Rating unterzogen. Dabei habe sich herausgestellt, „daß sich die meisten Unternehmen in Sachen Umweltschutz besser eingeschätzt haben, als sie nach dem Rating beurteilt wurden“. Das jedenfalls sagte Robert Haßler von der Firma „ökom“ GmbH in München, die die Unternehmen unter die Lupe genommen hatte.

Er räumte allerdings ein, daß sich elf weitere Firmen aus dem NAX geweigert hätten, sich dem Rating zu stellen. Extern von „ökom“ beurteilt wurden sie dennoch – in der Regel negativ.

Die Unternehmen mußten umfangreiche Fragebögen beantworten und wurden von „ökom“ einer indirekten Prüfung unterzogen – allerdings nicht vor Ort. Daß es bei der Methodik „Schwachstellen“ gebe, leugnet „ökom“ nicht. Auch bei den auskunftsfreudigen Unternehmen habe oft eine „mangelhafte Datenbasis“ die Durchführung des Rating erschwert. Die Aktiengesellschaften, die sich dem Rating stellten, hätten aber überwiegend positive Erfahrungen damit gemacht: intern für den weiteren Ausbau ihres Umweltmanagements und extern für die Gestaltung der Öffentlichkeitsarbeit. Die Ergebnisse des Ratings wurden in den Zeitschriften „Börse Online“ und „Öko-Invest“ veröffentlicht. Erfreulich, wenn man von den methodischen Problemen der Untersuchungen abstrahiert: Bei den meisten Unternehmen liegen sie tatsächlich im grünen Bereich. So wie bei der deutschen Kunert AG: Sie erhielt 3,6 auf einer Rating-Skala von 0 bis 5. Die Firmen, die sich weigerten, am Rating teilzunehmen, strich der ökologische Finanzdienstleister Hermerlin aus dem Portefolio: ohne Limit zum Verkauf gestellt. Bei einer Wertung „unter 1“ reduzierte Hermerlin den Bestand „gegen Null“. Klaus-Peter Klingelschmitt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen