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Und noch ein Stadion

■ Am 31. Juli beginnt die Saison für den FC St. Pauli – und die Vorbereitungen verlaufen so ruhig wie selten

Selten verlief ein Trainingslager des FC St. Pauli so friedlich wie das in der vergangenen Woche in Zinnowitz. Niemand pinkelte die Palme in der Hotelhalle an, die Plätze waren bespielbar und kein Skandal unterbrach die konzentrierte Arbeit. „Es war eine ruhige Atmosphäre“, berichtet denn auch Pressesprecher Dirk Klaus Andresen von der Saisonvorbereitung. Das liegt daran, daß die „sogenannten Bocklosen“ – Carsten Pröpper, Christian Springer, Jens Scharping – nicht mehr dabei waren. Ob die drei auch geflogen wären, wenn sie nicht zu teuer gewesen wären? „Das ist gut formuliert.“

Statt, wie letztes Jahr, zu versuchen, den Wiederaufstieg zu erkaufen, setzt Trainer Gerhard Kleppinger auf kontinuierliche Arbeit. Sechs Neuzugänge wollen ins Team integriert werden und die erfolgreichen A-Jugendlichen sollen ebenfalls – im Umweg über die Amateure – für die Zweite Liga fit gemacht werden. Auch die Zielsetzung ist eine ganz andere als im vergangenen Jahr. Platz vier bis acht fordert der Coach.

Am Millerntor wird allerdings vehement bestritten, daß der Verein drei Millionen Mark Schulden habe. „Man kann sich an drei Fingern abzählen, daß wir die Spielzeit nicht im Plus abgeschlossen haben“, so Andresen, „aber die genannten sind zu hoch.“ Geld hat der Verein im Moment aber bitter nötig, soll doch auch auf dem Heiligengeistfeld ein neues Stadion errichtet werden. Seit einigen Wochen wird fieberhaft an diesem Projekt gearbeitet. „Ich habe ja nicht mehr daran geglaubt“, bekennt auch der Medienrepräsentant, „aber jetzt bin ich fast sicher, daß es noch in diesem Jahr losgeht.“

Statt der Streitigkeiten zum Ende der Saison, als der Manager Beutel beinahe gefeuert wurde, herrscht im Moment also eitel Freude in den Containern am Wilhelm-Koch-Stadion. Harmonisch ist die Zusammenarbeit zwischen Trainer und Spielern, freundlich der Umgang untereinander, denn die Weichen für die Zukunft scheinen gestellt. Die fast wahnhaften Vorstellungen von der eigenen Stärke sind auf ein realistischeres Maß gestutzt worden. Bei St. Pauli wird es fast langweilig. Eberhard Spohd

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