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Mit dem Bummelzug zum Baden an die Ostseeküste

■ Auf sechs Strecken von und nach Berlin will die Bahn im Herbst Interregio-Züge streichen

Von den Plänen der Bahn, Interregio-Züge aus dem Fahrplan zu streichen, sind auch sechs Verbindungen von und nach Berlin betroffen. Auf der Streichliste für den ab September gültigen Winterfahrplan, die der taz vorliegt, stehen Züge nach Frankfurt, Lübeck, Barth, Cottbus, Görlitz und Aachen. Für den Sommerfahrplan 1999 sind weitere Einschränkungen geplant.

„Mit der Aufgabe der Interregio-Verbindungen will die Bahn Kasse machen“, kritisierte der Abgeordnete Michael Cramer (Bündnis 90/Die Grünen) gestern die Bahnstrategie, „denn die Bahn will Reisende zu höheren Kosten in die ICEs drängen“, so der verkehrspolitische Sprecher. Von den Plänen sei insbesondere die beliebte Wochenend-Strecke nach Stralsund betroffen. Die verkehrspolitische Sprecherin der SPD im Abgeordnetenhaus, Käthe Zillbach, fragte: „Was soll die Investition in Tunnelröhren und einen Superbahnhof, wenn niemand mehr mit der Bahn fährt?“

Bahnsprecher in Frankfurt und Berlin wollten zu den Plänen nicht Stellung nehmen. „Wir können uns nicht äußern, die Dokumente liegen uns noch gar nicht vor“, erklärte die Sprecherin der Bahn in Berlin, Claudia Triebs. Auch von einem geplanten Bahn-Shuttle Braunschweig–Berlin, der nach den Plänen „nicht umgesetzt“ werden soll, wollte die Bahn „keine Kenntnis“ haben.

Während die Berliner Verkehrsverwaltung die drastischen Interregio-Streichungen gestern nicht kommentieren wollte, fand der Verkehrsminister in Potsdam, Hartmut Meyer (SPD), klare Worte. „Wir sind sehr irritiert, dieses Verhalten entspricht nicht den Gepflogenheiten, die wir von der Bahn kennen“, sagte sein Sprecher. Er betonte, Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) werde Anfang August ein klärendes Gespräch mit Bahnvorstand Axel Nawrocki führen. Auch Bahnchef Johannes Ludewig solle eingeschaltet werden, falls kein befriedigendes Ergebnis erzielt werde. Als „nicht zumutbar“ bezeichnete Meyers Sprecher die hohen Kosten, die die Länder für Ersatz-Regionalzüge zu zahlen hätten, falls sich die Bahn durchsetzen sollte.

Cramer bezweifelte, daß die betriebswirtschaftliche Strategie der Bahn überhaupt aufgeht. „Wir haben bei der BVG erlebt, daß ein schlechteres Angebot noch mehr Fahrgäste abschreckt. Rund 230 Millionen Fahrgäste hat die BVG dadurch in den vergangenen Jahren verloren. Der Bahn wird es genauso gehen“, sagte der bündnisgrüne Verkehrspolitiker.

Zusätzliche Nachteile entstehen für Bahnreisende mit Fahrrädern. Sämtliche Pläne, ICEs mit Fahrradabteilen auszustatten, wurden nicht verwirklicht. Außer einigen ICs sind die Interregios bislang die einzigen Fernzüge, die Räder befördern. Peter Sennekamp

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